Vertrauen statt Angst

Am Donnerstag 29.10.2009 können Sie mich um 19 Uhr in der Berliner Urania treffen. Dort bin ich zu einer öffentlichen Podiumsdiskussion eingeladen worden. Das Thema ist : Vertrauen statt Angst – Über den Nutzen eines gefürchteten Gefühls.

Kaum etwas schadet dem Vertrauen in uns, in andere und in die Zukunft so sehr wie Angst. Sie verengt unsere Wahrnehmungen und zerstört auf Dauer Gesundheit und Glück. Was ist zu tun oder zu lassen, damit uns diese Emotion mehr nützt als schadet? Wie können wir lernen, mit unserer Furcht richtig umzugehen? Können wir Angst in Vertrauen wandeln? Welche Rolle spielt dabei das Denken, welche der Körper?

Dr. Jan Hendrik Taubert wird den Abend moderieren – zuerst als Gespräch zwischen Dr. Klaus Jürgen Grün und mir und anschließend als Dialog mit dem Publikum.

Grün spricht sich dabei für mehr Urvertrauen aus. Der Philosoph und Managementberater knüpft an sein neues Buch Angst – vom Nutzen eines gefürchteten Gefühls an. „Ausbeuter der Angst haben ein leichtes Spiel, weil wir richtige nicht von falschen Gefahren unterscheiden können. Wer zu seinen Neigungen und Wünschen steht, braucht weniger Angst bei sich und anderen aufzubauen.“

Ich plädiere für eine neue Fehlerkultur und einen konstruktiven Umgang mit Gefühlen. Damit sich Angst in Vertrauen wandeln kann, ist es wichtig, zu den eigenen Schwächen stehen zu können und Fehler einzugestehen – und dafür respektiert und geachtet zu werden.

Und was würden Sie dazu sagen?

Musik ist so mächtig wie die Liebe

Ich habe gerade bei TED ein wirklich bemerkenswertes Video gesehen. Emmanuel Jal gehörte zu den Kindersoldaten, die im Sudan eingesetzt worden sind. Nach 5 Jahren im Krieg wird er verletzt, von europäischen Entwicklungshelfern gerettet und lernt Emma Cun kennen. Sie führt ihn in die Welt der Musik und schenkt ihm damit einen Weg in die Liebe. Heute ist er ein Hip-Hop-Star und kämpft mit seiner Musik für die Kinder in Kriegsgebieten. Bei TED erzählt er seine Geschichte – und singt sein Lied.

Ich finde es unglaublich, welche Kraft ihm ein einziger Mensch und die Musik geschenkt haben. Durch Emma Cun hat er angefangen, seine eigene Geschichte zu besingen. Heute kämpft er für die Finanzierung für Schulen im Sudan. Bildung ist für ihn das wichtigste Mittel gegen Hass und Rache. Nur wer lesen und schreiben kann und einen Zugang zum Internet hat, kann seine eigene Stimme beschützen und sich ausdrücken. In einem Interview sagt Emannuel Jal: Education empowers people. Education will enlighten the world.

Als ich Mitte 20 war, habe ich mich für unsere nationalsozialistische Geschichte geschämt. Heute bin ich immer wieder schockiert und peinlich berührt, wenn deutlich wird, dass wir in der internationalen Gemeinschaft nun wirklich kein leuchtendes Beispiel für eine innovative Bildungspolitik sind.

Und dass, obwohl wir doch aus eigener Erfahrung wissen sollten: Gefühle sind manipulierbar – vor allem bei fehlender Bildung. Angst macht dumm – und Kriege werden nun einmal aus Angst geführt.

Ich würde wirklich gerne Emma Cun kennen lernen.

Mit dem Körper lernen

Andrea Danowsky ist seit 20 Jahren Physiotherapeutin. Jeden Tag kommen Menschen zu ihr, um mit ihrer Hilfe einen neuen Kontakt zum eigenen Körper zu finden. Ich habe sie 1 Woche lang in ihrer Praxis begleitet – und gestaunt. Wie viel Gefühle in jedem Körper wohnt… Wie sich materialisierte Gefühle unter ihren Händen wieder zu dem wandelt, was sie ursprünglich einmal war – Liebe und Wohlwollen.
In diesem Interview spreche ich mit Andrea Danowsky über die Zukunft der Physiotherapie im 21. Jahrhundert. Und ich erfahre, wie wichtig es ist, dass sich die Physiotherapie mit der Psychologie verbindet.

Musik im Körper

Ich war gestern zu einem Hauskonzert bei Paola Tedde – Klavier, Harfe und Gesang. Nach dem Konzert spreche mit dem Pianisten und der Harfinistin. Es sind zwei junge Menschen aus Belgrad, die vor einigen Jahren nach Deutschland gekommen sind, um Musik zu studieren.

Sie erzählen mir, dass sich in Serbien mit der Sprache der Musik nach wie vor noch keine Geld verdienen läßt. Die Auswirkungen des Krieges dauern einfach um ein Vielfaches länger als der Krieg selber… Bei den Kinder, die im Krieg aufgewachsen sind, schreibt er seine Erfahrungen als Prägungscode in den Körper und wirkt so bis in die nächsten Generationen.

Der Pianist hat ganz zauberhaft gespielt, doch jedesmal wenn er vom Klavier aufstand und sich bewegte, war ich erstaunt über die Brüche in seinem Körper. Seine körperlichen Bewegungen waren so abgehackt, dass es auf einmal unvorstellbar war, dass er musikalische Harmonien so wunderbar ausdrücken kann.

Manche Begabungen finden scheinbar – trotz aller Hindernisse – ihren Weg in die Welt. Wie das möglich ist? Wie können Hände so viel Verbundenheit ausdrücken, wenn es im Körper so viele Unverbundenheiten gibt? Und was macht der Krieg aus der Musik unseres Körpers?

Würde er seine eigene Geschichte emotional aufarbeiten und die Brüche in seinem Körper erlösen… Ich bin mir sicher – seine musikalischen Begabung würden explodieren und sich um ein Vielfaches steigern.

Ich habe ein Ohr und ein Auge für besondere Begabungen – und ich weiß um die Wurzelkraft unserer Geschichte. Menschen wie ihn würde ich gerne fördern und begleiten…

Benjamin Button – Am Ende gehts ums Loslassen

Ganz spontan haben wir uns entschieden, am Wochenende ins Kino zu gehen und uns Benjamin Button anzusehen. Der Vorraum ist rappelvoll und an der Kasse stehen lange Schlangen von Menschen. Geduld ist angesagt, wir versorgen uns mit Popcorn und um 21 Uhr sitzen wir endlich im Kino – just in time. Der Film beginnt.

Dann verschwinde ich für zweieinhalb Stunden in einer anderen Zeit. Dieser Film ist voller Poesie und voller Gefühle, die sich nicht so leicht einordnen lassen – einfach weil sie unsere üblichen Sehnsüchte nicht bedienen. Der seltsame Fall des Benjamin Button beginnt und endet jenseits unserer Vorstellungen.

Oder haben Sie schon einmal davon geträumt, sich in jemanden zu verlieben, der als alter Mann geboren und mit jedem Lebensjahr jünger wird – während Sie in die andere Richtung unterwegs sind? Haben Sie sich schon einmal danach gesehnt, jemanden zu lieben, mit dem Sie am Anfang und am Ende durch vier Generationen Lebenszeit getrennt und verbunden sind? Dieser Film ist voller Zärtlichkeit für die Einzigartigkeit jedes menschlichen Lebens. Er erinnert daran, dass es im Leben immer ums Loslassen unserer Vorstellungen geht – vor allem über die Liebe.

Er ist auch ein technisches Meisterwerk: schauspielerische Glanzleistungen, eine Maske mit viel Liebe zum Detail und eine fantastische Trickanimation sind so kombiniert, dass Lebensnähe und Natürlichkeit entstehen und ich zwischendurch völlig vergesse, dass ich im Kino sitze.

Am Ende des Films steht kaum jemand auf… Es ist still im Zuschauerraum. Es gibt Filme, bei denen wir einfach die Zeit des Nachspanns brauchen, um wieder einen Zugang in unser eigenes Leben zu finden. Vielleicht ist der Nachspann eines Films ja Ausdruck puren Mitgefühls für die Zuschauer…

Seitdem schleichen sich die Eindrücke dieses Films Nacht für Nacht in meine Träume. Sie wühlen mich auf. Sie berühren mich zärtlich. Und sie formatieren Spuren in mir – Spuren, die mir Mut machen, in den Verrückheiten des Lebens einen Ausdruck der Liebe zu entdecken.

Für jeden, der Lust auf ein ungewöhnlich zärtliches Filmerlebnis hat – und natürlich auf inspirierende Träume – ist dieser Film einfach ein Himmelsgeschenk.