Freundschaft – Geboren um zu leben

1987 ist meine meine Freundin Isis Doris Hasenbrink durch einen Unfall tödlich verunglückt. Ihr Tod war für mich ein Schicksalsschlag. Er hat meinem Leben von einem Augenblick auf den nächsten den Boden unter den Füssen entzogen hat. In meinem Herzen ist sie bis heute unvergessen. Seit ihrem Tod hat sich für mich alles – vor allem durch die Liebe – verändert.

Diese Ode an das Lebens ist für dich, Isis. Und sie ist gleichzeitig mein Geschenk an die Liebe…

Benjamin Button – Am Ende gehts ums Loslassen

Ganz spontan haben wir uns entschieden, am Wochenende ins Kino zu gehen und uns Benjamin Button anzusehen. Der Vorraum ist rappelvoll und an der Kasse stehen lange Schlangen von Menschen. Geduld ist angesagt, wir versorgen uns mit Popcorn und um 21 Uhr sitzen wir endlich im Kino – just in time. Der Film beginnt.

Dann verschwinde ich für zweieinhalb Stunden in einer anderen Zeit. Dieser Film ist voller Poesie und voller Gefühle, die sich nicht so leicht einordnen lassen – einfach weil sie unsere üblichen Sehnsüchte nicht bedienen. Der seltsame Fall des Benjamin Button beginnt und endet jenseits unserer Vorstellungen.

Oder haben Sie schon einmal davon geträumt, sich in jemanden zu verlieben, der als alter Mann geboren und mit jedem Lebensjahr jünger wird – während Sie in die andere Richtung unterwegs sind? Haben Sie sich schon einmal danach gesehnt, jemanden zu lieben, mit dem Sie am Anfang und am Ende durch vier Generationen Lebenszeit getrennt und verbunden sind? Dieser Film ist voller Zärtlichkeit für die Einzigartigkeit jedes menschlichen Lebens. Er erinnert daran, dass es im Leben immer ums Loslassen unserer Vorstellungen geht – vor allem über die Liebe.

Er ist auch ein technisches Meisterwerk: schauspielerische Glanzleistungen, eine Maske mit viel Liebe zum Detail und eine fantastische Trickanimation sind so kombiniert, dass Lebensnähe und Natürlichkeit entstehen und ich zwischendurch völlig vergesse, dass ich im Kino sitze.

Am Ende des Films steht kaum jemand auf… Es ist still im Zuschauerraum. Es gibt Filme, bei denen wir einfach die Zeit des Nachspanns brauchen, um wieder einen Zugang in unser eigenes Leben zu finden. Vielleicht ist der Nachspann eines Films ja Ausdruck puren Mitgefühls für die Zuschauer…

Seitdem schleichen sich die Eindrücke dieses Films Nacht für Nacht in meine Träume. Sie wühlen mich auf. Sie berühren mich zärtlich. Und sie formatieren Spuren in mir – Spuren, die mir Mut machen, in den Verrückheiten des Lebens einen Ausdruck der Liebe zu entdecken.

Für jeden, der Lust auf ein ungewöhnlich zärtliches Filmerlebnis hat – und natürlich auf inspirierende Träume – ist dieser Film einfach ein Himmelsgeschenk.

Der Weg der Liebe oder der Weg des Friedens?

In seinem Buch ‚The Valkyris’ stellt Paulo Coelho fest: Irgendwann müssen wir alle wählen – zwischen dem Weg des Friedens oder dem Weg der Liebe.

Der Frieden nimmt immer den inneren Konflikt, die Anpassung und das Unabdingbar in Kauf, um friedliche Beziehungen – zu jedem Preis – zu gewährleisten. Hier läuft das Chamäleon zu Hochformen auf, hier findet es seine eigentliche Bestimmung. Hier hat die Flexibilität gewonnen und führt uns in eine lassende Weise der Hingabe.

Die Liebe aber ist niemals vorbehaltlos friedlich. Sie mutet sich ganz zu. Sie bekämpft alles, was trennt. Sie spricht Wahrheit, auch wenn sie unangenehm ist. Sie scheut keine Auseinandersetzungen und Konflikte. Sie durchschlägt – notfalls auch mit dem Schwert – das Dickicht aus Ignoranz, Lügen und Selbstbetrug. Sie fordert uns auf, uns aus Leidenschaft ganz zuzumuten, aus Liebe um etwas zu kämpfen, aus Liebe wütend zu werden, mich ganz zu zeigen und zu geben. Sie drischt uns, sie mahlt uns, sie bringt uns dazu, aus Liebe zu einem anderen Menschen zu wachsen.

Hier hat die Konsequenz des Herzens gewonnen. Hier führt die Liebe in die richtungsgebende Kraft der Hingabe… Und der Frieden beginnt in mir.

Auf einmal weiß ich: Manchmal hat allein die unbedingte emotionale Beziehungskraft die notwendige und wandlungsfähige Information (Changing Information), um uns an unsere verdeckten Möglichkeiten zu erinnern. In dieser Energie verbinden sich Frieden und Liebe – endlich – als fundamentale Kräfte der Hingabe.

Jetzt fehlt nur noch mein Mut zum vorbehaltlosen Ausdruck. Doch warum zögern, wenn alles so wohlwollend gemeint ist?