Nach wie vor gehören die Auswirkungen eines Kaiserschnitts zu den tabuisierten Themen in Medizin und Psychologie. Ein nicht bearbeiteter traumatischer Kaiserschnitt führt jedoch häufig zu Krisen in der Partnerschaft. Auf der Hebammen-Fachtagung von Weleda habe ich im Oktober 2006 einen Vortrag über Emotionale Nach-Wehen nach dem Kaiserschnitt gehalten. Er ist hier in ganzer Länge zu hören.
Körper
Der Körper als Erfindung
Unser Körper hat eine Geschichte, die über viele Jahrhunderte und Generation zurückreicht. Wenn jeder Generation ihr eigenes Körperbild erfinden muß – was ist dann noch Natürlichkeit?
Der Sprung in die weibliche Kreativität
Eine Freundin hat eine Zyste am linken Eierstock – und wir beginnen zu forschen:
Die Eierstöcke repräsentieren im weiblichen Körper eine ganz eigene Art von Kreativität, die bereits in der embryonalen Entwicklung angelegt ist – wir bringen unserer weibliches Erbe unwiderruflich mit. Es braucht seine Zeit zum Reifen, doch dann ereignet sich Schöpfung plötzlich und unmittelbar – mit einem Sprung in den offenen Raum. Das Ei springt wirklich! Und wird behutsam vom Eileiter eingefangen und auf den Weg gebracht…
Ich kenne dieses Gefühl, mit etwas schwanger zu gehen, und dann – von einem Augenblick auf den nächsten – um eine neue Wirklichkeit zu wissen. Alles hat seine Zeit – und erst das Wissen um den rechten Zeitpunkt lässt Handeln mühelos und effektiv werden.
Und doch bin ich zutiefst erschüttert darüber, wie weit der Weg der Frauen zu den eigenen Eierstöcken ist… In dieser Zeit der Geschichte gehört es wohl zu unserem Entwicklungsweg dazu, dass wir den Weg zu den Eierstöcken nicht kennen – sondern finden müssen… Kein Wunder, dass Eierstock-Zysten für viele Frauen ‚ganz normal’ geworden sind…
Ich ahne, dass in all dem ein Schlüssel für die Kreativität meines Körpers liegt… für den Verwandlungszauber meiner Zellen… Ich spüre eine unglaubliche Sehnsucht nach ‚Sprungkraft’…
Was heißt es eigentlich, von Grund auf fruchtbar zu sein?
Katsugen Undo
Mitten in einem Seminar zum Body-Mind Centering entdecke ich eine Übung zur unmittelbaren Ausdruckskraft aus der Zen-Tradition: Katsugen Undo (regenerierende Bewegungen). In dieser Übung lasse ich mich aus dem Kopf in den Körper sinken und überlasse mich für einen gesetzten Zeitraum den spontan auftretenden Körperbewegungen. Im sich anschließenden stillen Sitzen wird die vitale Schwingung des eigenen Körpergeistes spürbar. Ich erlebe, wie mein Körper über diese Bewegungen sein eigenes inneres Gleichgewicht wieder findet – ohne dass ich weiß oder wissen müsste, was geschieht.
Rhythmus und Schwingung sind ganz offensichtlich nicht bloß eine Laune der Natur, sondern eine wesentliche Bedingung von Gesundheit. Leben, das aus dem Takt gerät, macht krank. Neben dem Wissen über Form und Leere, findet sich im Zen also auch eine Weisheit über die Gezeiten des Körpers, über den eigenen Rhythmus und die innere Taktung des Lebens.
In unserer reizüberfluteten Welt brauche ich ein wachsendes Spür-Bewusstsein für die leisen Prozesses des Organismus, für die inneren Gezeiten. Alles Wesentliche lerne ich im Augenblick von der Weisheit meines Körpers. Er lebt aus der reibungslosen Teamarbeit im Dienste eines Ganzen, in den selbstverständlichen Funktionsweisen eines Netzwerkes. Für ihn ist die Unterscheidung von Eigenem und Fremden die Grundlage für Gesundheit. Schutz und Abwehr (des Immunsystems) sind hier immer eine Ausdruckform der Liebe ….
Folge ich der Weisheit meines Körpers, so weiß ich: Der Weg ins Gleichgewicht entspringt aus den Gezeiten von Ausdruck und Stille.