Hermann Hesse hat einmal gesagt: ‚In Wirklichkeit ist kein Ich eine Einheit, sondern eine höchst vielfältige Welt, ein kleiner Sternenhimmel‘.
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Früher war die Frage ‚Wer bin ich?‘ vor allem eine therapeutische Frage. Im Alltag ergab sich unsere Identität mehr oder weniger von selbst – durch unsere Herkunft, unseren Beruf und die Erwartungen von Anderen. Heute braucht es für die Selbstführung durch die unterschiedlichen Aspekte unserer Identität im Grunde einen ganz eigenen Kompass.
Hierzu gibt es einen sehr lesenswerten Artikel von Wolf Lotter in Brandeins 6/2009: Es sind unsere Ziele und Absichten, die uns im Rausch der Möglichkeiten unseren Weg finden lassen.
Das Netz hat unsere bisherige Identität multipliziert und verflüssigt. Diese Verflüssigung unseres Ichs können wir nicht mehr rückgängig machen. Mit ihr wächst die Orientierungslosigkeit – aber mit ihr wachsen auch neue Möglichkeiten. Wer mehr dazu hören und sehen möchte, kann das in einer der letzten Ausgaben des Elektrischen Reporters von Marius Sixtus tun.
Wenn sich das eigenen Identitätsformat verflüssigt, dann sind es vor allem die Menschen, mit denen wir verbunden sind, die deutlich machen, wer wir sind. Die Qualität unserer Beziehungen wird also in Zukunft zeigen, woher wir kommen, was uns am Herzen liegt ist und wer wir sind.