GRENZEN SIND MÖGLICHKEITEN ZU WACHSEN

Wir wachsen vor allem an dem, was uns das Leben – ungefragt – zumutet. Paulo Coelho spricht mir aus der Seele:

Ich danke allen, die meine Träume belächelt haben.
Sie haben meine Phantasie beflügelt.

Ich danke allen, die nicht an mich geglaubt haben.
Sie haben mir zugemutet, Berge zu versetzen.

Ich danke allen, die mich verletzt haben.
Sie haben mich gelehrt, im Schmerz zu wachsen.

Ich danke allen, die gegen mich gewonnen haben.
Sie habe mir gezeigt auch verlieren zu können.
Vor allem aber danke ich all jenen, die mich lieben, so wie ich bin.
Sie geben mir die Kraft zu leben.
(Paulo Coelho)

Für meinen Großvater

Eine Freundin erzählt mir, dass sie am Wochenende bei ihren Eltern war. Da sie gerade Das flüssige Ich las, lag unser Buch im Wohnzimmer, und ihr Vater nahm es immer wieder mal in die Hand (76 Jahre, ehemaliger Schlosser). Beim Abschied fragte er sie dann:

Kannst du mir das Buch vielleicht hierlassen? Ich stolper darin immer wieder über Sätze, die ich nicht kenne. Sie bringen mich auf neue Gedanken.

Mein Großvater hatte auch diesen Hunger nach frischen, unverbrauchten Gedanken. Bei ihm bin ich regelmäßig über Sätze gestolpert, die ich noch nicht kannte… Er liebte klassische Musik, naturwissenschaftliche Gesetzmässigkeiten, mathematische Rätsel und philosophische Fragestellungen. Er konnte stundenlang in seinem Sessel sitzen, Beethoven oder Grieg hören, und dabei eine einzige Frage erforschen.

Doch im sozialen Miteinander war er ein sperriger Mensch – fast misantropisch. Es war nicht einfach, ihm zu zeigen, dass man ihn liebte… Berührungen, Körperkontakt und Umarmungen waren ihm unangenehm, und die Nähe von Menschen schien ihm manchmal fast körperlich weh zu tun. Er war einer der ersten, die Hitlers ‚Mein Kampf‘ gelesen haben. Danach wußte er, dass dieser Mann Vernichtung und Tod über Europa bringt. Er war ein überzeugter Pazifist – durch seine eigene Kindheit jedoch so gehandicapt, dass er sich darin nie mit anderen verbinden konnte.

Glücklich habe ich ihn vor allem auf den Spaziergängen erlebt, die wir zusammen unternommen haben. Vieles, was ich heute über Pflanzen und Tiere weiß, habe ich von ihm gelernt. Mit all den Seiten von mir, die sich in der Welt und unter Menschen fremd gefühlt haben, fand ich bei ihm ein Zuhause.

Er ließ mich erleben, was wir alles aus eigener Kraft schaffen können. Mich begeisterte allerdings schon als Kind viel mehr, was wir gemeinsam bewirken können. In der Entstehungsgeschichte zu unserem Buch habe ich mit Birgit-Rita Reifferscheidt nun sehr praktisch erlebt, wie viel ungeahnte Qualität und Wirkkraft durch ein kreatives Wir ermöglich wird.

Vielleicht ist ja nun endlich die Zeit der Einzelgänger und Einzelkämperinnen in unsere Familie vorbei… Es ist ein unglaubliches Gefühl, durch das Gestalten der eigenen Zukunft seine Großeltern und Eltern ehren zu können. Tief in der eigenen Geschichte verwurzelt zu sein – und doch über sie hinauszuwachsen.

Danke, dass ihr vorgegangen seid…

Mut ist eine Frage der Zivilcourage

Lothar Zenetti sagt:

Was keiner wagt, das sollt ihr wagen,
Was keiner sagt, das sollt ihr sagen,
Was keiner denkt, das wagt zu denken,
Was keiner anfängt, das führt aus.

Wenn keiner ja sagt, sollt ihr´s sagen,
Wenn keiner nein sagt, sagt doch nein.

Wenn alle zweifeln, wagt zu glauben,
Wenn alle mittun, steht allein.

Wo alle loben, habt Bedenken,
Wo alle spotten, spottet nicht,
Wo alle geizen, wagt zu schenken,
Wo alles dunkel ist, macht Licht.

Ich wünsche uns allen den Mut, auf unsere innere Stimme zu hören und sie an der richtigen Stelle hörbar zu machen…

Time to Wonder

1988 haben sie ‚Time to wonder‘ als  Fury in the Slaughterhouse gesunden. Heute singen sie es als Wingenfelder:Wingenfelder. Kai und Thorsten Wingenfelder haben sich entschlossen, sich musikalisch noch einmal neu zu erfinden.

Damals war der Text brisant. Heute ist er so aktuell wie nie. Manche Lieder wirken einfach über 20 Jahre hinaus… Ich war in ihrem Konzert in der Kulturkirche Köln: Besser zu zweit. Es war ein wunderbarer Abend – voller Geschwisterkraft und Inspiration.

Sie haben aus dem Herzen gesungen und mich tief im Herzen berührt.
Dieser Song trägt mich durch die Geschichte – und in unsere Zukunft hinein.

WINGENFELDER : WINGENFELDER - Time to Wonder - Jübek Open Air 20.08.2011