Focus-flow – ein Wander-Kunst-Projekt

Seit einigen Wochen liegt der Focus-flow auf meinem Schreibtisch. Sabine Habermann hatte die Vision eines Wander-Kunst-Projektes aus Alabaster und Gold – zum Erwecken der individuellen Kreativität. In 3 Staffeln läuft er nun durch die Welt – jeweils 3 Wochen bei 9 verschiedenen Menschen – und versammelt Lebensgeschichten in sich. Vom 10. bis 18. November gibt es zum Abschluss des Projektes eine Ausstellung im Energy Centrum , die den Weg der 3 Skulpturen und ihre Geschichten nachvollzieht und lesbar macht…

Ich staune. Vor allem darüber, dass das Leben mich für dieses Kunstprojekt ausgewählt hat…

Kunst – im künstlerischen Sinn – ist nicht gerade mein Metier… Ich bin Psychonautin. Ich folge dem Weg der inneren Künstlerschaft. Ich lehre die Kunst, Körper, Gefühle und Geist in Einklang zu bringen, und den persönlichen Ton, Duft, Geschmack in persönlichen Beziehungen und in der professionellen Berufung vollständig zu verkörpern.

Für mich ist jeder Mensch ein Künstler, der mit seiner eigenen Natur vertraut ist und ihr vorbehaltlos Ausdruck verleiht. Darin ehre und achte ich Joseph Beuys – einen meiner Leitbilder. Er hatte den Mut, Unkonventionelles zu wagen – und damit das Beste aus jedem von uns herauszurufen. Jeder, der zur Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen… Seine Projekte sind bis heute unvergessen – weil sie mutig, eigenwillig und ungewöhnlich waren.

Morgen übergebe ich den focus-flow an die nächste Staffelträgerin. Ich freue mich auf neue Inspirationen.

Kunst endet immer bei offenen Fragen.

Das liebe ich… So schenkt sie mir neue Horizonte des Fühlens.

Morgens Halbzehn in Deutschland

Düsseldorf, Bahnsteig 16. Wenn ich die Treppe hochkomme, stehe ich direkt vor dem Croissant-Stand und bestelle mir einen Kaffee. Der freundliche Verkäufer schenkt mir ein; er weiß inzwischen genau, wie ich meinen Kaffee mag.

Heute teile ich meine Dankbarkeit mit ihm: Für seine Freundlichkeit, die ich jeden Morgen treffe. Für seine Herzlichkeit, die jeden Tag mit einem Segen beginnen läßt. Nach seinem Kaffee fahr ich stets beschwingt zu den Aufgaben meines Tag. Er schaut mich an – erstaunt und tief berührt. Er weiß nicht zu antworten, würde aber so gerne etwas sagen. So bekomme ich einen Nachschlag für meinen Kaffee angeboten. Kurze Zeit später reicht er mir einen handgeschriebenen Zettel mit seinem Name und einer Telefonnummer: Können sie das nicht mal meiner Chefin sage? Jetzt bin ich wie vom Donner gerührt: Gib es so wenig Wertschätzung für alltägliche Freundlichkeiten?

An diesem Morgen hat mein Zug Verspätung. 15 Minuten, die ich bei ihm am Stand verbringe. Viele Menschen kommen auf einen Kaffee vorbei. Jeden von ihnen bedient er – freundlich und herzlich wie immer. Aber heute hat er für jeden noch einen zusätzlichen Satz, einen Scherz, eine persönliche Frage, ein heiteres Lächeln. Heute bekommen alle einen Schuss Kaffee mehr als sonst….

Ein Satz der Wertschätzung genügt – und die Ansteckung beginnt.

Ich habe einfach schon mal angefangen. Machen Sie mit?

Vom Segen der Geschwister

Wir sind zu Besuch bei einer befreundeten Familie. Wir kennen sie seit vielen Jahren, wir haben miterlebt, wie sie in dieser Zeit vier Kinder großgezogen haben – mit schweren Ehekrisen, Essstörungen, Schulkonflikte, rebellische Positionskämpfe und Konkurrenz zwischen Geschwister. Manchmal waren wir zur rechten Zeit am rechten Platz und haben ein Sorgenstück mitgetragen, Mut gemacht, gemeinsam Wege und Lösungen gesucht…

Heute kochen wir mit der ganzen Familie. Aus den Kindern sind junge Erwachsene geworden. Ich erlebe eine große lebendige Familie: jeder bringt seinen Teil mit ein – an Wissen, an Einsichten, an Witz + Humor. Irgendwie scheinen alle inzwischen die Gegenwart der anderen zu genießen… Wir schneiden gemeinsam Gemüse am großen Tisch, der Sohn öffnet und serviert den Wein… Überhaupt staune ich darüber, wie diese Familie gelernt hat, die Eigenarten der Anderen zu nehmen, zu mögen, damit humorvoll zu leben…

Nach dem Essen tauchen wir ein in ein intensives Gespräch am runden Familien-Tisch. Jeder bringt etwas ein, für das er sich leidenschaftlich engagiert. Ich erlebe Toleranz und Streitfähigkeit, Zuhören und Standpunkt, die Freude an der Befruchtung durch Andere, das Infragestellen der eigenen Sichtweise. An diesem Familien-Tisch werden Fragen gestellt, die wirklich bewegen… Ich spüre, wie jeder mit seiner Eigenart einen Platz und Gehör gefunden hat. Jeder kann mit seiner Sichtweise ganz da sein, weil er eingebunden ist in ein Netz von Andersartigkeit.

Als wir nach Hause fahren bin ich selig und heiter beschwingt… Mir fällt ein, wie viele Einzelkinder es in dieser Generation gibt… und was sie alle nicht im Sozialkontakt miteinander lernen können… Ihnen fehlt eine Kontaktfläche in die Gemeinschaft… Sie halten sich für etwas Besonderes, sind jedoch im Kontakt besonders gehandicapt… Sie glauben, sie könnten und müssten alles allein schaffen… Für sie ist der Weg zum Anderen auf Augenhöhe noch zu lernen…

Ich danke meinen Geschwistern – für ihr Da-Sein und ihr So-Sein:
Mein Bruder Joachim, der so früh nach mir kam und viel der emotionalen Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Durch dich habe ich Eigenständigkeit und Freiheit gelernt.
Meine Schwester Astrid, die mit ihrer impulsiven emotionalen Ausdruckskraft dafür gesorgt hat, dass ich auf meinem Fluchtweg ins Mentale die Gefühle nicht vergessen habe.
Meine jüngste Schwester Andrea, die mit ihrer Kombination von Lebendigkeit und Feinheit bewirkt hat, dass sich in mir Kraft und Zartheit verbinden.

Danke für jeden Streit mit euch. Danke für jeden Zorn, für jede erlittene Ungerechtigkeit. Danke für jeden Kampf, den Ihr an meiner Statt auf dem Schulhof ausgestanden habt. Danke, dass ich nie alleine war – auch wenn ich mich manchmal unter euch einsam gefühlt habe… Danke, dass ich mit euch viele emotionalen Kompetenzen lernen konnte, die mir heute in Gemeinschaften Flügel verleihen.

Danke für eurer Anderssein.

Eine Reise zu zweit in die Sichtbarkeit

Die Zeit des Coachings mit Christine Knauf ist für mich unvergesslich. Damals habe ich in meinem Tagebuch ein neues Kapitel begonnen: Wissen, worum es wirklich geht. Eine Reise zu zweit in die Sichtbarkeit.

Der letzte Brief von ihr enthielt einen kleinen Buddha. Er hatte auf dem Postweg seinen Kopf verloren – das kommt schon mal vor… ‚Triffst du Buddha unterwegs, schlag ihm den Kopf ab.‘ So hielt ich den Buddha rechts und seinen Kopf links in der Hand und dachte nur: Das passt! Seitdem hat Jochen in mühsamer Kleinarbeit und mit viel Liebe bestimmt dreimal den Kopf wieder angeklebt. Und doch – nach einer Weile – finde ich ihn wieder daneben-gelegt.

Die Supervision mit ihr hat wesentlichen dazu beigetragen, dass ich meinen eigenen Weg nicht nur gefunden habe, sondern auch zu gehen wagte… Wenn ich heute zurückschaue, dann weiß ich, dass ich ohne die klare Einsicht von anderen Frauen-die-ihrem-eigenen-Weg-folgen niemals hätte erkennen können, in welch einer Perfektion ich meine alte Familienrolle noch einmal re-inszeniert und mich in Ausweglosigkeiten eingesponnen hatte. Ich habe immer gespürt, dass sie in allem aus eigenen Lebenserfahrung und selbst-geborenen Weisheit gesprochen hast. Wenn sie nicht vorausgegangen wäre… Ich weiß nicht ob ich mich getraut hätte…

Prozesse der Wandlung brauchen ihre Zeit – vor allem, wenn sie einer weiblichen und organischen Spur folgen – auch das habe ich im letzten Jahr gelernt. Und manchmal geht mir Vieles immer noch viel zu langsam… Es hat eine Weile gedauert, bis ich den Segen der Entschleunigung verstanden habe. In dieser Zeit habe ich viel an sie gedacht – in meinen Fragen, in meinen Zweifeln, vor allem aber in meiner Dankbarkeit…

Danke, dass du mit mir – aus deiner und meiner Unbestechlichkeit einen Weg gebaut hast…