Wir brauchen Aufwachorte

Alle wichtigen Einsichten und Entscheidungen in meinem Leben haben an bestimmten Orten stattgefunden. Sie haben sich in einer Kapelle auf dem Jakobsweg ereignet, mitten in  einem Teppichladen in Katmandu, am Strand von Beruwela, in einem Krater auf Lanzarote – aber auch zu Pfingsten im Wohnzimmer.

Innovationen passieren nie im luftleeren Raum, sondern immer an bestimmten Orten. Gerade gemeinsame getroffene Entscheidungen sind viel räumlicher als wir denken. Das heißt, wir brauchen Orte dazu, an denen wir uns wohlfühlen und entspannen können, die unserem Geist Flügel verleihen. Die Natur ist dabei sicherlich eine große Hilfe.

Otto Scharmer (hier im Gespräch mit Helga Breuninger) spricht in diesem Zusammenhang von Aufwachorten – und mir aus der Seele. Für ihn besteht eine der Aufgaben von Führung darin, Orte zu schaffen und zur Verfügung zu stellen, in denen Neues anfangen kann.

Otto Schamer im Gespräch mit Helga Breuninger

Doch was braucht es, damit ein Ort zu einem Aufwachort werden kann? Wo sind für Sie Aufwachorte gewesen? Was fördert an diesen Orten den Fluss der Kreativität und Ihr Vertrauen? Ich freue mich auf Ihre Erfahrungen.

 

Vortrag in Stuttgart: Integrative Führung und Mixed Leadership. Wege zur Umsetzung durch emotionale Selbstführung

Für den Mittwoch 30.05.2012 hat mich der EWMD zu einem Vortrag ins Arcotel Camino nach Stuttgart eingeladen.

Als ich mir die Website vom Arcotel ansehe, staune ich nicht schlecht. Dieses Hotel wird im Geiste des Jakobsweges geführt. Ich weiß noch sehr genau, was ich alles persönlich erlebt habe, als ich auf dem Camino gepilgert bin. Seit über tausend Jahren treffen Menschen auf ihrer Pilgerreise nach Santioago mit anderen Menschen zusammen und entdecken im inneren Dialog mit sich selbst neue Wege. Wenn das nicht passt…

An diesem Abend spreche ich über die Bedeutung der emotionalen Selbstführung in der Führung. Damit Kopf, Herz und Körper zusammenkommen und eine kreative Kombination von Unterschieden (zwischen Frauen + Männern, Generationen, Kulturen) möglich werden kann, ist ein selbstverantwortlicher Umgang mit Gefühlen nun mal notwendig.

Ich werde wesentliche Elemente aus unserem gerade erschienenen Buch Das flüssige Ich. Führung beginnt mit Selbstführung vorstellen. Nach einem Impulsvortrag gibt es dann die Mögklichkeit zum gemeinsamen Erfahrungsaustausch.

Der Vortrag beginnt im 19.30 Uhr. Jeder Mann, jede Frau, die Lust hat dabei zu sein, kann sich mit einer Mail hier anmelden: info.stuttgart@ewmd.org.

Ich freue mich, wenn wir uns dort treffen.

Intuition und Nichtwissen im Management

In unserem Gehirn sind Wissen und Nichtwissen neuronal miteinander verschaltet. Sie bilden eine Einheit, die Intelligenz und Intuition überhaupt erst möglich macht. In unserer Gesellschaft ist diese Verbindung noch nicht vorhanden. Damit wird uns ein Zugang zu unserer Intuition sehr erschwert.

Einer der Blogs, die ich immer wieder mit viel Interesse lese, ist der von Dr. Andreas Zeuch. In seinem integral.blog schreibt er über Intuition, Nichtwissen und Unsicherheit in Unternehmen.

In diesem Ausschnitt aus einem Video spricht er über die Relevanz von Intuition und Nichtwissen in der Bildung. Nach wie vor wird es in der Schule bestraft, wenn Kinder etwas nicht wissen. Andreas Zeuch plädiert dafür, Nichtwissen in der Schule als eine Ressource zu entdecken.

Andreas Zeuch: Intuition und Nicht-Wissen, 05

Wer gerne mehr wissen möchte, kann hier ganze Interview mit Dr. Andreas Zeuch sehen.

You can change your life in a dance class!

Manchmal finden Bücher einen Weg zu mir, die ich nicht mehr aus der Hand legen kann. Mit der Autobiographie Tanz um dein Leben von Royston Maldoon ist es mir genauso ergangen:

Nach 10 Seiten liefen mir zum ersten Mal die Tränen. Ab Seite 100 begann ich zu begreifen, dass wir unsere Leben – durch eine einzige Leidenschaft – verändern können. Irgendwann ab Seite 200 wußte ich, dass diese Leidenschaft die Kraft besitzt, andere Menschen dazu zu bewegen, ihr Leben zu verändern.

Wirklich bekannt ist Royston Maldoon in Deutschland nicht – auch wenn der preisgekrönter Dokumentarfilm zu seinem Tanz-Projekt mit Berliner Schulen Rhythm is it viele Menschen ins Kino gelockt hat. Schade, denn seine Projekte sind pure Inspiration für die Integration von Andersartigkeit – in Schulen, in sozialen Brennpunkten und in Krisengebieten.

Seine Begeisterung für die Förderung von Kindern Jugendlichen ist einfach ansteckend. Ihm ist wichtig, dass Kindern ihre eigene Leidenschaft entfalten können – und den Mut finden, ihr zu folgen. Denn nur so wächst ihr Selbstvertrauen.

Royston Maldoom, Tanz um dein Leben

Royston Maldoon Anfang des Jahres in der Talkshow 3 nach 9. Hier konnte man ihn mal ganz persönlich hören – und ein Gefühl davon bekommen, was es heißt, ein ‚Spätberufener‘ zu sein. Er möchte mit seinem Leben die Nicht-Tänzer zum Tanzen bewegen und aus Kultur Politik machen. Es ist unglaublich, wie viele Emotionen er auf diese Weise in Bewegung und in Beziehung bringt.

Sichtweisenwechsel

1969 habe ich die ersten Weltraumbilder gesehen. Apollo 11 war auf dem Mond gelandet, und zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich die Erde von außen sehen  – in ihrer ganzen Schönheit und Zerbrechlichkeit.

Ich war zehn Jahre alt – und ich hatte dieses Gefühl, dass sich meine Sichtweise auf mein Leben von innen nach außen stülpt. Das war ein unglaublich körperliches Gefühl. Ein Schauer lief mir über die Haut und ein Brennen bewegte sich die Wirbelsäule rauf und runter. Für ein paar Augenblicke war ich eins mit den Astronauten – und ihrem Blick auf die Welt.

Etwas in mir hat sich damals wieder an die ‚größere Perspektive‘ erinnert. Ich habe vor dem Fernseher gesessen, mein Herz schlug wie wild – ohne dass ich wusste warum. Bis heute ist es so, dass dieses Weltraumbild von unserer Erde mich an irgendetwas erinnert. Und ich spüre deutlich, wie mich das, was ich nicht so genau erinnere, mich doch bisher sehr genau durch mein Leben geführt hat.

Bis heute ist ein plötzlicher Perspektivenwechsel für mich mit diesem körperlichen Gefühl verbunden. Es ist jedesmal wie ein kleiner Endorphin-Kick. Bei der Auflösung einer begrenzenden Sichtweise setzt unserer Körper ganz offensichtlich Energie frei, die vorher gebunden war… Das Bewusstsein kann sich wieder frei bewegen – zwischen verschiedenen Perspektiven und durch unterschiedliche Zeitebene hindurch.

Damals wollte ich unbedingt Astronautin werden – was bei meinen Defiziten in Mathe und Physik, keine wirklich gute Idee war. Nun ja, ich bin dann schließlich Psychonautin geworden, was – genau betrachtet – gar nicht so weit davon entfernt ist. Und ich habe ein Faible für Science Fiction entwickelt – weil dieses Genre mir immer wieder neue Sichtweisen auf unser Menschsein ermöglicht.

Der Sichtweisenwechsel ist mir in meiner Arbeit bis heute ein großes Anliegen. Neue Perspektiven eröffnen neue Möglichkeiten. In Partnerschaften entstehen Vertrauen und Verbundenheit  dann, wenn wir die Welt auch mit den Augen des Anderen sehen und uns in seine Schuhe stellen können. Mitmenschliche Führung ist erst möglich, wenn wir uns in die Sichtweise des Anderen einfühlen können. Und wir erleben unsere Beziehungen vor allem dann als bereichernd, wenn ein anderer Mensch seine Perspektive auf das Leben mit uns teilen möchte.

Manchmal frage ich mich, ob nicht vielleicht im Sichtweisenwechsel das Glück unserer Zeit liegt.