In dem Hotel auf Sri Lanka, in das wir immer mal wieder zur Ayurvedakur fahren, stand früher im Foyer ein großer Tisch aus schwarzem Holz. All abendlich haben sich um diesen Tisch Gäste getroffen, sich gegenseitig inspiriert und zum Staunen gebracht. Als der Tsunamie kam, hat er ihn einfach mitgenommen…
Nun waren wir wieder dort und haben an der gleichen Stelle einen neuen Tisch entdeckt. Ein Schreiner aus dem Hotel war nach dem Tsunamie losgezogen und hatte in den Trümmern nach Bruchstücken gesucht. Er fand elf verschiedene Hölzer und hat in liebevoller Arbeit einen neuen Tisch gebaut.
Als die Eigentümerin des Hotels uns die Geschichte erzählt, bin ich sprachlos. Ein runder Tisch aus Tsunamie-Trümmern – was für ein Sinnbild für eine gelungene Transformation. Wir können aus Katastrophen neue Möglichkeiten kreieren – und Brüchen wieder zu etwas Ganzem zusammenfügen.
Wenn wir abends um den Tisch sassen, wurde immer mal wieder seine Geschichte erzählt. Kurze Zeit später waren alle in intensiven Gesprächen versunken. Jeder von uns hatte Krisen, Brüchen und Schicksalsschläge erlebt. Und auf irgendeine Weise hatte jeder einen Weg gefunden, aus schmerzlichen Erfahrungen eine lebendige Zukunft für sich und seine Familie wachsen zu lassen… Es waren spannende Abende – voller berührender Geschichten und ermutigender Begegnungen. Anschließend bin ich jedesmal beseelt und dankbar ins Bett gesunken.
Manchmal habe ich dann vor dem Einschlafen gedacht: Ob die Tiefe dieser Geschichten vielleicht aus dem Tisch entsprungen ist?