Anleitung für dieses Jahrtausend (Dalai Lama)

Bedenke, dass große Liebe und große Leistungen immer mit großem Risiko verbunden sind:

  1. Wenn du verlierst, dann verpasse nicht auch noch die Lektion.
  2. Manchmal kann das, was du nicht bekommst, eine wunderbare Fügung des Schicksals sein.
  3. Lass nicht zu, dass ein kleiner Streit einer großen Freundschaft Wunden zufügt.
  4. Wenn du erkennst, dass du einen Fehler gemacht hast, beginne umgehend, ihn zu korrigieren.
  5. Verbringe jeden Tag etwas Zeit mit dir selbst.
  6. Begegne Veränderungen mit offenen Armen, aber verliere dabei nicht deine Wertmaßstäbe.
  7. Denke daran, dass Schweigen manchmal die beste Antwort ist.
  8. Lebe ein gutes, ehrbares Leben. Wenn du dann älter wirst und zurückblickst, wirst du es ein zweites Mal genießen können.
  9. Eine liebevolle Atmosphäre in deinem Haus ist die beste Grundlage für dein Leben.
  10. Bei Meinungsverschiedenheiten mit deinen Lieben befasse dich nur mit der gegenwärtigen aktuelle Situation. Lass die Vergangenheit ruhen.
  11. Teile dein Wissen. Das ist ein Weg, Unsterblichkeit zu erlangen.
  12. Sei sanft und freundlich mit der Erde.
  13. Gehe einmal im Jahr an einen Ort, an dem du noch nie warst.
  14. Denke daran, die beste Beziehung ist jene, in der die Liebe für den Anderen größer ist, als das Verlangen nach dem Anderen.
  15. Bewerte deine Erfolge daran, was du aufgeben musstest, um sie zu erzielen.
  16. Widme dich der Liebe und dem Kochen mit rücksichtsloser Hingabe und völliger Unbekümmertheit.

Lerne diese Regeln, damit du weißt, wie du sie brichst.

Tibet 5: Gebete im Wind

Wer in den Bergen des Himalajas unterwegs ist, kommt am Tibetischen Buddhismus nicht vorbei. Die Spiritualität der Menschen entspringt hier mitten in der Natur. Sie ist in jeden Pass, in jeden Fluss, in jedes Tal eingeschrieben. Die Menschen, die in der Höhe leben, wissen, dass sie nur verbunden mit der Natur überleben können. Die chinesische Regierung hat in den 60ger Jahren versucht die kommunistische Agrarwirtschaft auf Tibet zu übertragen – Tausende von Menschen sind in dieser Zeit verhungert… Wer nicht mit der Natur lebt, wird hier von ihr vernichtet.

Bei der Umrundung des Kailash habe ich den Wind als meinen Gegner erlebt. Er war eiskalt, er saß mir ständig im Nacken oder blies mir ins Gesicht. Er zerrte unentwegt an meinen Nerven. Ich bestaune, wie sehr die einheimischen Pilger davon ausgehen, dass die Natur auf ihrer Seite ist. Sie erleben den Wind – wie jedes andere Naturelement auch – als Verkörperung des Göttlichen.

Da der Schutz des Lebens unter diesen extremen Bedingungen viel Aufmerksamkeit braucht, übergeben sie einen großen Teil der spirituellen Praxis einfach einem der fünf Elemente (Erde, Feuer, Luft, Wasser, Raum)… Mantras werden in Steine gehauen und an heiligen Plätzen niedergelegt. Wasserräder werden an einem Flusslauf angebracht sind und treiben Gebetsmühen an. Auf jedem Pass werden dem Wind Gebetsfahnen anvertraut – die verschiedenen Farben symbolisieren dabei die einzelnen Elemente und die unterschiedlichen Kräfte…

 

 

Ich lebe in Deutschland – in einem Land der Mitte. Ich liebe den Rhythmuswechsel der Jahreszeiten. Nach den Extremen der Berge habe ich die Milde unseres Windes zu würdigen gelernt. Im Vergleich zu ihnen Land ist jedes Element gnädig – vor allem, weil es sich unaufhörlich mit anderen abwechselt.

Inzwischen hängt eine Tibetische Gebetfahne auf unsere Terrasse… Das Licht der Sommersonne spielt mit den Gebeten… Der Sommerwind tanzt mit jedem Element…Manchmal kommt der Regen vorbei… Sie erinnert mich an die unvorstellbar hohen Berge, auf denen Tibet erst beginnt… Sie lehrt mich Einfachheit und Dankbarkeit…