Kunst – aus Verletzlichkeit erschaffen

Ich bin vom Leben nur mit einer relativ geringen Portion Radikalität ausgestattet worden. Ich war auch noch nie besonders gut darin, mich meiner Angst zu stellen – und sie in Mut zu wandeln. Vielleicht beeindruckt mich die Performance-Künstlerin Marina Abramovic deshalb so tief. Für sie ist Angst eine Grenze, die es zu überwinden gilt. Ein Tor hinein ins eigene Potenzial, ein Schlüssel in die Freiheit. Und sie lässt sich durch nichts und niemanden davon abhalten, das zu tun, was sie fürchtet.

Ich habe bei meiner Arbeit schon sehr früh herausgefunden, dass ich mich nicht verändern werde, solange ich immer nur Dinge tue, die ich mag. Nur wenn du Dinge machst, vor denen du Angst hast, die du nicht wirklich kennst oder die sogar völliges Neuland für dich sind, nimmst du neue Perspektiven ein. Du erreichst ein anderes Bewusstsein. Genau das ist mein Ziel. (1)
Ihre Kunst ist ein Energie-Dialog – geboren aus Verwundbarkeit. Ein unkontrollierbares Ereignis zwischen ihr und ihrem Publikum. Sie setzt sich gnadenlos der Begegnung aus – ganz gleich, ob sie schmerzhaft, lustvoll, traurig oder ekstatisch ist… Sie macht es für einen Augenblick, für Stunden, Tage, oder wie im MoMA für viele Wochen. Sie nutzt ihren eigenen Körper als Medium, um Bewusstsein zu verändern.

 

Sie ist in diesem Jahr 70 geworden…
Leidenschaft ist offensichtlich keine Fage des Alters.

(1) Du mußt Dinge tun, die Angst machen, TAZ 9.7.2011 http://www.taz.de/!269905