Musik ist so mächtig wie die Liebe

Ich habe gerade bei TED ein wirklich bemerkenswertes Video gesehen. Emmanuel Jal gehörte zu den Kindersoldaten, die im Sudan eingesetzt worden sind. Nach 5 Jahren im Krieg wird er verletzt, von europäischen Entwicklungshelfern gerettet und lernt Emma Cun kennen. Sie führt ihn in die Welt der Musik und schenkt ihm damit einen Weg in die Liebe. Heute ist er ein Hip-Hop-Star und kämpft mit seiner Musik für die Kinder in Kriegsgebieten. Bei TED erzählt er seine Geschichte – und singt sein Lied.

Ich finde es unglaublich, welche Kraft ihm ein einziger Mensch und die Musik geschenkt haben. Durch Emma Cun hat er angefangen, seine eigene Geschichte zu besingen. Heute kämpft er für die Finanzierung für Schulen im Sudan. Bildung ist für ihn das wichtigste Mittel gegen Hass und Rache. Nur wer lesen und schreiben kann und einen Zugang zum Internet hat, kann seine eigene Stimme beschützen und sich ausdrücken. In einem Interview sagt Emannuel Jal: Education empowers people. Education will enlighten the world.

Als ich Mitte 20 war, habe ich mich für unsere nationalsozialistische Geschichte geschämt. Heute bin ich immer wieder schockiert und peinlich berührt, wenn deutlich wird, dass wir in der internationalen Gemeinschaft nun wirklich kein leuchtendes Beispiel für eine innovative Bildungspolitik sind.

Und dass, obwohl wir doch aus eigener Erfahrung wissen sollten: Gefühle sind manipulierbar – vor allem bei fehlender Bildung. Angst macht dumm – und Kriege werden nun einmal aus Angst geführt.

Ich würde wirklich gerne Emma Cun kennen lernen.

Die Klassenfahrt: Das Wir gewinnt

Auf einer Geburtstagsfeier treffen Birgit-Rita und ich eine Freundin. Elke ist Lehrerin an einer Gesamtschule und ist gerade von einer 1-wöchigen Klassenfahrt mit elf- bis dreizehn-jährigen Schülern zurück. Wir sind neugierig – und Elke erzählt:

An ihrer Schule werden inzwischen Klassenlehrer-Duos eingesetzt. Damit lag die Gestaltung der Klassenfahrt bei ihr und ihrer Team-Partnerin. Die beiden wollten den Schülern mit dieser gemeinschaftlichen Erfahrung vermitteln, dass sich Selbstvertrauen in der Auseinandersetzung mit der Welt entwickelt und dass es Spaß macht, innerhalb einer Gemeinschaft Verantwortung zu übernehmen.

So haben sie sich für eine Haus mit Selbstversorgung entschieden. Die Kinder waren für die Essensplanung, den Einkauf, das Kochen und Abwaschen zuständig. Die Kinder wurden in Kleinfamilien aufgeteilt, die jeweils ein eigenes Haus bewohnten. Jedes Haus hatte eine bestimmte Verantwortungen für das gemeinsame Miteinander. Die einen waren für das Geld zuständig, andere für den Einkauf oder das Kochen. Jeder war wichtig… Sie haben mit den Kindern Ausflüge in die Umgebung unternommen und gemeinsam an einem Outdoor-Training teilgenommen.

Elke erzählt mit glänzenden Augen über ihre ungewöhnlichen Erfahrungen. Gerade die schwierigen Schüler haben sich am meisten für das gemeinsame Wohlergehen engagiert. Viele Konflikte ließen sich gemeinsam lösen, weil alle ihren Beitrag leisten wollten. Ein Diebstahl wurde von allen betroffenen Seiten verantwortet und damit zu einer Lernerfahrung für alle.

Wie begeistert Kinder soziale Verantwortung übernehmen, wenn sie spüren, dass sie wichtig sind…
Wie leicht ihnen das Lernen fällt, wenn sie erleben, dass das Gelernte für die Gemeinschaft von praktischer Bedeutung ist…

Immer mehr Kinder können Wissen nur im Kontext eines sinnvollen Zusammenhangs lernen. Sie lernen gerne und leicht, wenn sie mitmenschliches Wohlwollen erleben und um die praktische Relevanz des Gelernten wissen. Damit fordern sie uns heraus, für sie und uns einen Lern-Weg in die Zukunft zu entwerfen, der praktisch, sinnvoll und herzvoll ist – oder keine Weg sein wird.

Wann und wie lernen Sie eigentlich leicht und gerne?