Kunst – aus Verletzlichkeit erschaffen

Ich bin vom Leben nur mit einer relativ geringen Portion Radikalität ausgestattet worden. Ich war auch noch nie besonders gut darin, mich meiner Angst zu stellen – und sie in Mut zu wandeln. Vielleicht beeindruckt mich die Performance-Künstlerin Marina Abramovic deshalb so tief. Für sie ist Angst eine Grenze, die es zu überwinden gilt. Ein Tor hinein ins eigene Potenzial, ein Schlüssel in die Freiheit. Und sie lässt sich durch nichts und niemanden davon abhalten, das zu tun, was sie fürchtet.

Ich habe bei meiner Arbeit schon sehr früh herausgefunden, dass ich mich nicht verändern werde, solange ich immer nur Dinge tue, die ich mag. Nur wenn du Dinge machst, vor denen du Angst hast, die du nicht wirklich kennst oder die sogar völliges Neuland für dich sind, nimmst du neue Perspektiven ein. Du erreichst ein anderes Bewusstsein. Genau das ist mein Ziel. (1)
Ihre Kunst ist ein Energie-Dialog – geboren aus Verwundbarkeit. Ein unkontrollierbares Ereignis zwischen ihr und ihrem Publikum. Sie setzt sich gnadenlos der Begegnung aus – ganz gleich, ob sie schmerzhaft, lustvoll, traurig oder ekstatisch ist… Sie macht es für einen Augenblick, für Stunden, Tage, oder wie im MoMA für viele Wochen. Sie nutzt ihren eigenen Körper als Medium, um Bewusstsein zu verändern.

 

Sie ist in diesem Jahr 70 geworden…
Leidenschaft ist offensichtlich keine Fage des Alters.

(1) Du mußt Dinge tun, die Angst machen, TAZ 9.7.2011 http://www.taz.de/!269905

 

Focus-flow – ein Wander-Kunst-Projekt

Seit einigen Wochen liegt der Focus-flow auf meinem Schreibtisch. Sabine Habermann hatte die Vision eines Wander-Kunst-Projektes aus Alabaster und Gold – zum Erwecken der individuellen Kreativität. In 3 Staffeln läuft er nun durch die Welt – jeweils 3 Wochen bei 9 verschiedenen Menschen – und versammelt Lebensgeschichten in sich. Vom 10. bis 18. November gibt es zum Abschluss des Projektes eine Ausstellung im Energy Centrum , die den Weg der 3 Skulpturen und ihre Geschichten nachvollzieht und lesbar macht…

Ich staune. Vor allem darüber, dass das Leben mich für dieses Kunstprojekt ausgewählt hat…

Kunst – im künstlerischen Sinn – ist nicht gerade mein Metier… Ich bin Psychonautin. Ich folge dem Weg der inneren Künstlerschaft. Ich lehre die Kunst, Körper, Gefühle und Geist in Einklang zu bringen, und den persönlichen Ton, Duft, Geschmack in persönlichen Beziehungen und in der professionellen Berufung vollständig zu verkörpern.

Für mich ist jeder Mensch ein Künstler, der mit seiner eigenen Natur vertraut ist und ihr vorbehaltlos Ausdruck verleiht. Darin ehre und achte ich Joseph Beuys – einen meiner Leitbilder. Er hatte den Mut, Unkonventionelles zu wagen – und damit das Beste aus jedem von uns herauszurufen. Jeder, der zur Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen… Seine Projekte sind bis heute unvergessen – weil sie mutig, eigenwillig und ungewöhnlich waren.

Morgen übergebe ich den focus-flow an die nächste Staffelträgerin. Ich freue mich auf neue Inspirationen.

Kunst endet immer bei offenen Fragen.

Das liebe ich… So schenkt sie mir neue Horizonte des Fühlens.