Musik im Körper

Ich war gestern zu einem Hauskonzert bei Paola Tedde – Klavier, Harfe und Gesang. Nach dem Konzert spreche mit dem Pianisten und der Harfinistin. Es sind zwei junge Menschen aus Belgrad, die vor einigen Jahren nach Deutschland gekommen sind, um Musik zu studieren.

Sie erzählen mir, dass sich in Serbien mit der Sprache der Musik nach wie vor noch keine Geld verdienen läßt. Die Auswirkungen des Krieges dauern einfach um ein Vielfaches länger als der Krieg selber… Bei den Kinder, die im Krieg aufgewachsen sind, schreibt er seine Erfahrungen als Prägungscode in den Körper und wirkt so bis in die nächsten Generationen.

Der Pianist hat ganz zauberhaft gespielt, doch jedesmal wenn er vom Klavier aufstand und sich bewegte, war ich erstaunt über die Brüche in seinem Körper. Seine körperlichen Bewegungen waren so abgehackt, dass es auf einmal unvorstellbar war, dass er musikalische Harmonien so wunderbar ausdrücken kann.

Manche Begabungen finden scheinbar – trotz aller Hindernisse – ihren Weg in die Welt. Wie das möglich ist? Wie können Hände so viel Verbundenheit ausdrücken, wenn es im Körper so viele Unverbundenheiten gibt? Und was macht der Krieg aus der Musik unseres Körpers?

Würde er seine eigene Geschichte emotional aufarbeiten und die Brüche in seinem Körper erlösen… Ich bin mir sicher – seine musikalischen Begabung würden explodieren und sich um ein Vielfaches steigern.

Ich habe ein Ohr und ein Auge für besondere Begabungen – und ich weiß um die Wurzelkraft unserer Geschichte. Menschen wie ihn würde ich gerne fördern und begleiten…