Körper + Emotion. Die Logik der Gefühle als Leitfaden in der Physiotherapie

Am 7. und 10. Mai habe ich im Fortbildungszentrum Klagenfurt und im Neurologischen Therapiezentrum Kapfenberg einen Vortrag über die Logik der Gefühle in der Physiotherapie gehalten.

Immer mehr Körpertherapeuten erleben, dass ihre Patienten nicht nur unter körperlichen Symptomen leiden, sondern auch unter emotionalem und sozialem Stress. Da Denken, Fühlen und Körper untrennbar miteinander verbunden sind, kann Gesundung auf sehr vielfältige Weisen geschehen.

Die Vorträge waren ein Auftakt zu einer Weiterbildung für Physiotherapeuten, die ich dort zusammen mit Andrea Danowsky durchführen werde.

Logik der Gefühle 4: Wie Verschiebungen in Beziehungen wirken

Im sozialen Miteinander haben Gefühle die Aufgabe uns zu verbinden. Ganz gleich, ob es sich um ein angenehmes oder ein unangenehmes Gefühl handelt – geteilte Gefühle ermöglichen eine empathische Verbindung. In dem Moment, wo wir uns gegen ein Gefühl wehren, beginnt die Trennung – von uns selbst und von den Anderen.

Logik der Gefühle 4: Wie Verschiebungen in Beziehungen wirken

Logik der Gefühle 1: Körper + Emotion + Denken

Die wesentlichen Strukturen unseres körperlichen, emotionalen und mentalen Bewusstsein entwickeln sich in unserer Kindheit. Körper, Fühlen und Denken bauen aufeinander auf und beeinflussen sich gegenseitig.

Wie lernen wir zu fühlen und was haben Gefühle mit Beziehungen zu tun? Wodurch entsteht unser Körperbewusstsein? Wie entwickeln sich unsere Gefühle? Und was prägt unser Denken?

Logik der Gefühle 1: Körper + Emotion + Denken

Logik der Gefühle 2: Wie wir Gefühle verschieben

Gefühle lassen sich verschieben. So werden aus Gefühlen zum Beispiel Gedanken oder körperliche Symptome. Wir können sie auch in ein anderes Gefühl verwandeln oder sie anderen Menschen ‚in die Schuhe schieben‘. Jedesmal verändert sich unsere Wahrnehmung von ihnen, aber auch, die Art und Weise, wie anderen unsere Gefühle erleben.

Logik der Gefühle 2: Wie wir Gefühle verschieben

Jeremy Rifkin: Die Empathische Zivilisation

Jeremy Rifkin ist mir dadurch aufgefallen ist, dass er als Amerikaner so viel Augenmerk auf die historische Entwicklung des europäischen Bewusstseins hat, und auf unseren – seiner Meinung nach – wichtigen Beitrag für die globale mitmenschliche Zukunft. Nun ist sein neustes Buch Die empathische Zivilisation erschienen.

Ich habe mich über einige ziemlich polemische Artikel über dieses Buch gewundert, denn ich kenne Rifkin als einen intelligenten und differenzierten Autor.

Schließlich wollte ich es wissen, habe mir das Buch gekauft und es selber gelesen. Als ich einmal mit dem Lesen angefangen hatte, konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen.

Rifkin beschreibt auf anschauliche Weise die Reise der Menschen zu einem empathischen Bewusstsein. Seine Sicht auf die menschliche Geschichte und auf die Entwicklung unserer Gefühle hat mich sehr inspiriert.

Hier ein paar Essenzen aus dem Buch:

  • Die Evolutionsgeschichte der Menschen lässt sich als eine Entwicklungs-geschichte der Empathie lesen.
  • Ohne die Entwicklung von Sprache und Schrift wäre Selbst-Bewusstsein und Empathie, wie wir es heute kennen, nicht möglich.
  • Empathie wächst durch Bindung und Beziehung. Sie wird erst durch Introspektion und Selbstreflexion möglich.
  • Das Christentum hat eine große empathische Bewegung ausgelöst.
  • Dass Eltern, Erziehung und Bildung für die Persönlichkeitsentwicklung von Kinder eine große Rolle spielen, ist eine relativ junge historische Erkenntnis.
  • Um uns empathisch weiterzuentwickeln, brauchen wir neue Wege der Energieversorgung, die Möglichkeit der vernetzten Kommuniktation und ein Bewusstsein für unsere Verbundenheit mit der gesamten Biosphäre.
  • Die empathische Erweiterung unseres Selbst macht immer komplexere gesellschaftliche Interaktionen und Infrastrukturen möglich.
  • Für die Entwicklung von Empathie braucht es verkörperte Erfahrungen. Mit dem Ende des Patriarchats entdecken wir die Bedeutung des Körpers für unsere mitmenschlichen Beziehungserfahrungen.

Ich finde, jeder Berater, jeder Lehrer oder Erzieher, jeder Unternehmer, jeder Politiker, der an unsere emotionale Intelligenz glaubt, sollte dieses Buch lesen.
Erstaunlich, dass es in unserem Land nur so wenig positive Resonanz zu einem Buch über die Geschichte der empathischen Beziehungsfähigkeit gibt.

Sind wir wirklich immer noch nicht so weit?