Freiheit in der Kommunikation

Wenn sich Paare bei mir zum Paar-Coaching einfinden, dann geht es in der Regel immer auch um die Grundbausteine der Kommunikation. In Beziehungen bestehen sie zunächst einmal aus dem Grundrecht des Hörens, des Fühlens und des Sprechens.

Heute morgen habe ich mit den 5 Freiheiten die Grundwerte von Virginia Satir wieder entdeckt, die sie im Rahmen der Systemischen Therapie für Beziehungen gefordert hat. Es ist, als hätte sie die Werte auf den Punkt gebracht, die in jeder Form der Paar-Kommunikation wichtig sind. Für sie besitzt jeder Mensch in seinen Beziehungen:

Die Freiheit zu sehen und zu hören, was im Moment wirklich da ist – anstatt das, was sein sollte, gewesen ist oder erst sein wird.
Die Freiheit, das auszusprechen, was ich wirklich fühle und denke – und nicht das, was von mir erwartet wird.
Die Freiheit, zu meinen Gefühlen zu stehen – und nicht etwas anderes vorzutäuschen.
Die Freiheit, um das zu bitten, was ich brauche – anstatt immer erst auf Erlaubnis zu warten.
Die Freiheit, in eigener Verantwortung Risiken einzugehen – anstatt immer nur auf Nummer sicher zu gehen und nichts Neues zu wagen.

(G. Moskau, G. Müller, Virginia Satir. Wege zum Wachstum: Handbuch für die therapeutische Arbeit mit Einzelnen, Paaren, Familien und Gruppen).

Damit hat sie mir in dem, was mir in der Arbeit mit Paaren wichtig ist, aus der Seele gesprochen. Was meinen Sie dazu?

Freedom is just another word for nothing left to loose

Um mich herum gibt es immer mehr Menschen, die mit ihrem Lebensentwurf gescheitert sind. Kunden lassen sich nicht mehr so leicht gewinnen. Firmen gehen in die Insolvenz. Beziehungen enden unvermittelt – manchmal auch gnadenlos – obwohl man sich jahrelange gesagt hat: Es wird schon wieder – irgendwie.

Geschichtlich gesehen wurde in Deutschland persönliches Versagen immer mit Verachtung gestraft. Doch vielleicht liegt eine Gnade darin, dass wir nicht alles bekommen was wir wollen, dass wir nicht alles können was wir möchten… Vielleicht üben wir gerade eine Art von Freiheit, die entsteht, wenn sich die Anhaftung an das Materielle zu lösen beginnt. Vielleicht lernen wir, uns mitfühlend in die Schuhe eines anderen Menschen zu stellen, weil wir wissen: Ja, das kenne ich auch. Wo sonst kann das Vertrauen ins Leben wachsen – ob wir wollen oder nicht? Freiwilligkeit wäre dann wohl ein Segen.

Im letzten Jahrhundert haben wir begeistert mit eingestimmt: Freedom is just another word for nothing left to loose. Und doch war es für die meisten nach dem Krieg Geborenen nicht mehr als eine sentimentale Erfahrung. Heute wird sie für immer mehr Menschen zur verkörperten Wirklichkeit – geschrieben aus den Zumutungen des Lebens, gewürzt mit den Gaben, die erst eine Krise freisetzt. Wir sind in beiden Zeiten zu Hause. Wir erleben das WERDEN.