Zum Geburtstag meines Vaters war unsere gesamte Familie in Düsseldorf im Roncalli Apollo Variete. Die Künstler waren alle aussergewöhnlich und alles lief perfekt… Und dann passiert plötzlich ein Flopp. Der ‚italienische‘ Confronsier fiel – von sich selbst unbemerkt – aus seiner Rolle und sprach auf einmal in reinstem Düsseldorfer Slang. Nach drei Sätzen kam er sich selbst auf die Schliche, schlug die Hand vor den Mund und stellte erschrocken fest: Auch du liebe Güte. Jetzt habe ich meinen italienischen Akzent verloren!
Nichts davon war geplant oder einstudiert. Es war einfach ein Fehler. Doch von da an, war der Bann gebrochen. Mit diesem Flopp hat er die Herzen aller Zuschauer erreicht. Immer wieder hat er auf sein Missgeschick angespielt und immer wieder haben wir schallend gelacht. Auf einmal war in einer nahezu perfekten Vorstellung ein menschlicher Augenblick eingefangen.
An diesem Abend habe ich eine völlig neue Sichtweise auf Fehler gewonnen. Es stimmt schon: When too perfect, God böse. Fehler schenken uns den Zauber des Augenblicks. In einer Zeit, in der es so viele inszenierte, simmulierte und retouchierte Wirklichkeiten gibt, wird der Fehler zum Garanten von Realität. Ich spüre mit jeder Zelle meines Körpers, dass ich live dabei bin… Ich erlebe hautnah mit, wie ein Augenblick aus dem Rahmen fällt und sich als Menschlichkeit entfaltet.
Was ein Glück, dass wir ab uns zu aus unserer Form fallen…