Buchtipp: Ambition von Dorothea Assig + Dorothee Echter

Ich sitze im ICE nach München, 5 Stunden Fahrt liegen vor mir. Ich freu mich, denn ich kann wieder einmal ungestört in ein Buch versinken. Dieses Mal habe ich von Dorothea Assig und Dorothee Echter dabei: Ambition. Wie große Karrieren gelingen. Ich bin neugierig. Auch hier haben zwei Frauen gemeinsam ein Buch geschrieben. Und natürlich interessiert mich: Wie bringen sie ihre Erfahrungen aus jahrzehntelanger Arbeit mit Menschen aufs Papier und in die Sprache? Wie haben sie es geschafft, ihre Unterschiede miteinander zu kombinieren und zu verbinden? Und was ist daraus gewachsen?

Nach zehn Seiten haben die beiden mich in ihren Bann gezogen. Ihr Buch berührt mich. Es bewegt mich. Eine Gänsehaut nach der anderen wandert über meinen Körper. Es gibt nicht so viele Bücher, die sich beim Lesen in meinem ganzen Körper verteilen. Türen öffnen sich. Einsichten fallen mir in den Schoss. Entscheidungen wachsen oder werden neu kalibriert.

Die Autorinnen sprechen von Zugehörigkeit und Community-Kompetenz. Von Eigenwille und inneren Anliegen. Sie sprechen über positive Resonanz und Beziehung. Über den Unsinn der Kritik und die Kraft der Dankbarkeit. Über das Streben nach Vollkommenheit und den Mut zur Hingabe. Davon, dass unsere Psyche auf große Karrieren nicht vorbereitet ist, und was sie braucht, um sich zu stabilisieren.

Die Kombination der Autorinnen ist ein Segen. Auf jeder Seite ist zu spüren, wie aus ihren Unterschieden Tiefe entsteht, Raum für Individualität und Einzigartigkeit. Es ist so deutlich zu spüren, dass sie ihre Arbeit als Dienst begreifen, als eine Möglichkeit, mit vereinten Kräften die Welt ein bißchen sinnvoll zu machen – und dankbarer.

Für Bücher, die mich sehr bewegen, schreibe ich dann auch gerne eine Rezension bei Amazon. Meine Empfehlung ist: Unbedingt lesen! Wer in sein eigenes Potential hineinwachsen möchte, oder auch andere Menschen professionell auf diesem Weg begleitet, fördert und ermutigt, findet in diesem Buch einen großen Mutmacher.

Leitbilder der Führung: Jürgen Klinsmann, Steve Job und – Dorothee Echter

Es gibt viele Weisen, um sich zu entwickeln. Der Weg mit einem Leitbild ist dabei auch ein Entwicklungsweg in unsere Beziehungsfähigkeit. Bei einem Leitbild geht es nicht um die Verherrlichung von Idealen, sondern um die Fokussierung der eigenen Entwicklungsfelder. Es geht auch nicht um die Glorifizierung der ganzen Person, sondern um die gezielte Würdigung und Wertschöpfung bestimmter Fähigkeiten dieses Menschen. Auf diesem Weg lernen wir wesentliche Aspekte unserer Beziehungsfähigkeit: die Würdigung von Unterschieden… den Umgang mit Andersartigkeit… die Differenzierung von Eigenem und Anderem…

Als Leitbilder begleiten mich gerade Steve Jobs und Jürgen Klinsmann. Jürgen Klinsmann hat für mich den Gemeinschaftsgedanken und das Wissen um die Wirkkraft von Unterschiedlichkeit in die Teamführung eingeführt. Ich habe ihn als Weltmeister der Führung bezeichnet. Er hat in der Welt – bescheiden und ohne viel Selbstdarstellung – ein Symbol für das heilsame Ende unserer schuldhaften Vergangenheit gesetzt und Deutschland neu sichtbar gemacht. Steve Jobs hat sich niemals an seinen wirtschaftlichen Erfolg bei Apple verkauft. Er ist für mich ein Leitbild an Authentizität und Mitmenschlichkeit, denn er hat den Mut – auch in der Öffentlichkeit – persönlich zu sein und Unkonventionelles zu fördern. Über ihn sollte man meiner Meinung nach vor allem Folgendes wissen.

Am letzten Wochenende sind Birgit-Rita Reifferscheidt und ich nach München gefahren. Wir wollten dort einige Menschen treffen, mit denen wir uns gerne beruflich kombinieren möchten. Den Samstagnachmittag und –abend haben wir mit Dorothee Echter verbracht. Sie berät die Topmanager von Deutschland. Wir haben sie durch ihr Buch Rituale im Management entdeckt. Sie ist ein lebendes Beispiel dafür, wie sich Mitmenschlichkeit und Kompetenz ganz natürlich verbinden können.

Nach unserer unbeschwert tiefen Begegnung habe ich Dorothee Echter für mich als drittes Leitbild der Führung gewählt. Für sie zeichnet sich eine Top-Führungskraft durch hohe Intelligenz, durch große Vitalität und durch traumatische biographische Erfahrungen aus. Ein Großteil ihrer Führungskraft entwickelt sich erst aufgrund dieser schmerzlichen Erfahrungen. Somit wird aus unserem persönlichen Handicap unser größtes Talent… Sie setzt in ihrem Wirken vorbehaltlos auf die Kraft der Dankbarkeit. Ich bestaune an ihr, wie sie die psychologische Innenwelt der individuellen Führungskraft mit den allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und den organisatorischen Strukturen eines Unternehmens zusammenbringt, indem sie an die optimale Passung zwischen Individuum und Unternehmen glaubt. Sie arbeitet immer in Kombination mit anderen und mit der Unterstützung eines an ihr ausgerichteten Netzwerks.

Mit ihr habe ich erlebt: Es gibt viele Menschen, die das Gleich bewirken wollen. Wir müssen nur wählen, sie zu treffen…

Wer ist eigentlich gerade dein Leitbild für Mitmenschlichkeit in der Führung?