Freiheit in der Kommunikation

Wenn sich Paare bei mir zum Paar-Coaching einfinden, dann geht es in der Regel immer auch um die Grundbausteine der Kommunikation. In Beziehungen bestehen sie zunächst einmal aus dem Grundrecht des Hörens, des Fühlens und des Sprechens.

Heute morgen habe ich mit den 5 Freiheiten die Grundwerte von Virginia Satir wieder entdeckt, die sie im Rahmen der Systemischen Therapie für Beziehungen gefordert hat. Es ist, als hätte sie die Werte auf den Punkt gebracht, die in jeder Form der Paar-Kommunikation wichtig sind. Für sie besitzt jeder Mensch in seinen Beziehungen:

Die Freiheit zu sehen und zu hören, was im Moment wirklich da ist – anstatt das, was sein sollte, gewesen ist oder erst sein wird.
Die Freiheit, das auszusprechen, was ich wirklich fühle und denke – und nicht das, was von mir erwartet wird.
Die Freiheit, zu meinen Gefühlen zu stehen – und nicht etwas anderes vorzutäuschen.
Die Freiheit, um das zu bitten, was ich brauche – anstatt immer erst auf Erlaubnis zu warten.
Die Freiheit, in eigener Verantwortung Risiken einzugehen – anstatt immer nur auf Nummer sicher zu gehen und nichts Neues zu wagen.

(G. Moskau, G. Müller, Virginia Satir. Wege zum Wachstum: Handbuch für die therapeutische Arbeit mit Einzelnen, Paaren, Familien und Gruppen).

Damit hat sie mir in dem, was mir in der Arbeit mit Paaren wichtig ist, aus der Seele gesprochen. Was meinen Sie dazu?

Fastenzeit: Sieben Wochen ohne Scheu

Ich war früher sehr aktiv in der katholischen Jugendarbeit. Ich habe Jugendgruppen geleitet, war im Pfarrgemeinderat, bin mit Kindern in Ferien-Camps gefahren und habe mit viel Leidenschaft unsere Gemeinde mit der Kritik und den Forderungen der Friedensbewegung konfrontiert.

In dieser Zeit ist ein tiefes Gefühl für christliche Feste und Rituale in mir gewachsen. Nur mit der Fastenzeit habe ich mich nicht wirklich anfreunden können – mir erschien das Geniessen immer viel schwerer als die Askese.

Vor ein paar Tagen erzählte mir eine Freundin, dass sie zwischen Aschermittwoch und Ostern an einer Fastenaktion der evangelischen Kirche teilnehmen wird. Das Motto: Näher! 7 Woche ohne Scheu. Hier wird der Verzicht auf eine persönliche Masslosigkeit mit der Einladung zu mehr Beziehung und Berührung verbunden. Dieses Sowohl als Auch hat mich sehr angesprochen.

Einer meiner letzten Einträge hieß: Ohne Verzicht wird es nicht gehen. Nun ja – ohne mehr Nähe wird es wohl auch nicht gehen. Hier kommen beide Bewegungen zusammen. Neugierig geworden bin ich nach unserem Gespräch auf die entsprechende Website gegangen. Dort lese ich:

Unsere vernetzte Welt bietet widersprüchlichen Luxus: Kommunikation rund um die Uhr, ohne unbedingt zu wissen, mit wem; Kontakte rund um den Globus, aber nicht mit den eigenen Nachbarn… Will ich den anderen wirklich erreichen, dann ist das immer noch Handarbeit. Gemeinschaft lebt von der Begegnung – von Angesicht zu Angesicht, mit offenem Visier, ohne doppelten Boden.

Die Fastenaktion will Sie ermuntern… zum Wagnis und zum Luxus leibhaftiger Nähe. Sie will Raum schaffen… für ein Streitgespräch, einen Krankenbesuch oder eine überfällige Liebeserklärung. Für alles, was nicht in eine SMS oder E-Mail passt. ‚Näher!‘, lautet unser Lockruf, mit dem wir Sie einladen, Robinson’sche Einsamkeiten aufzugeben, Bündnisse auszuhandeln, Überraschungsbesuche zu machen, eingeschlafene Kontakte aufzuwecken und einander die Freundschaft zu erklären.

Vielleicht haben Sie ja auch Lust für ein paar Wochen auf etwas zu verzichten, was in Ihrem Leben zu viel ist… Und stattdessen jeden Tag mit einem Menschen etwas von dem zu teilen, was fehlt…

Ich bin auf jeden Fall dabei.

Beziehungen im 21. Jahrhundert

Kriege traumatisieren bis in die 3. Generation, denn sie verändern den Umgang mit unseren Gefühlen. So hat die Geschichte des 19. Jhd. große Auswirkungen darauf, wie wir heute Beziehungen leben. Wir leben in einer Zeit, in der Veränderung überall und ständig geschieht. Wer sich mit dem Strom der Zeit bewegen möchte, muss beweglich werden. Jedes Paar steht heute vor der Aufgabe, gemeinsam einen eigenen Weg zu finden und zu gehen. Wer in diesen Zeiten beziehungsfähig werden möchte, braucht einen neuen Umgang mit den Gefühlen. Diesen Vortrag habe ich im März in Kiel gehalten. Er ist in ganzer Länge zu hören.