Vor einigen Tagen lief im Phönix-Kanal ein Programmabend über Tibet. Beim Zappen lande ich unvermittelt auf dem Dach der Welt. Und plötzlich bin ich wieder dort – auf meiner Pilgerreise durch Nepal und Tibet und um den Kailash. Irgendwie habe ich erst im Eintauchen in die vertraute Bilder und Geschichten realisiert: Ich war tatsächlich dort oben! Auf einmal trifft mich der Wert dieser Erfahrung mit Wucht.
Ich habe selber in dieser Landschaft gestanden und mich durch sie bewegt. Ich bin wirklich den Menschen dort begegnet, habe die alten Klöster besichtigt und auf einsamen windigen Bergpässen gestanden. Ich war im Potala, dem ehemaligen Regierungssitz des Dalai Lama. Ich habe den neuen Bahnhof von Lhasa gesehen, der Endstation der Tibetbahn – seit diesem Jahr der höchsten Eisenbahn der Welt. Ich habe in einem Nomadenzelt gesessen und dankbar den Schutz vor dem Wind und den salzigen Buttertee genossen. Ich war dem Himmel so nah wie noch nie… Ich war in den höchsten Bergen der Welt…
Bereits vor 8 Jahren habe ich mich für diese Pilgerreise entscheiden. Damals bin ich den Jakobsweg nach Santiago de Compostela gegangen. Ich war tief bewegt von den zahllosen Schätzen, die ich von diesem Weg mit nach Hause gebracht habe. Am Ende dieser Reise wusste ich, dass ich vor meinem 50. Geburtstag noch einmal pilgern wollte – und zwar im Himalaja, um den Heiligen Berg Kailash herum.
Ich wusste, dass ich für diesen Weg jemandem brauchte, der sich dort oben auskennt und dem ich vorbehaltlos vertrauen kann. Wulf – mein Freund der Berge, den ich damals um Führung bat, wollte zum damaligen Zeitpunkt noch nicht nach Tibet reisen würde. Vor 8 Jahren war die militärisch-feindselige Energie der Chinesen um den Heiligen Berg noch massiv. Wir haben gewartet bis sich Energien gewandelt haben – das tun sie schließlich immer… Im Herbst 2006 kommt schließlich der lang ersehnte Anruf von ihm: im Mai 2007 geht es los.
Es hat eine Weile gedauert, bis ich meine Erfahrungen von da oben zu Worten machen konnte… Jetzt möchte ich sie gerne in den nächsten 10 Tagen mit euch teilen.
Erst rückblickend bekommt unsere Geschichte ihren Sinn – wenn wir ihn ihr verleihen.