Ein Jahr nach der Welle

Es ist ein Jahr her, dass uns auf Sri Lanka die große Welle eingeholt hat… Wir sind wieder hier. Ich wollte wissen, wie die Menschen heute leben, die uns damals geholfen haben… Spüren, wie das Wasser sie verändert hat… Am Meer stehen und mich erinnern… Bis wohin hat mich die Welle getragen?

Diese Welle hat jeden mit seinem Schicksal konfrontiert – für mich war sie ein großes Geschenk. Eine Initiation in die Dankbarkeit. Mit ihr hat meine ewige Frage nach dem Sinn endlich aufgehört. Als das Echo der Welle langsam in mir verebbte, wußte ich: Wer das Geschenkte ganz nimmt, kann sich auch ganz geben.

Und Geben beginnt mit Aufgeben – heillose Angewohnheit freiwillig aufgeben. Wir versammeln im Laufe des Lebens viel Erfahrungen in uns. Leider vergessen wir sie mit der Zeit wieder loszulassen – und sie werden zu Schwermut statt zu Flügeln.

So habe ich aufgehört – mit dem Leben zu hadern und mich mit ständigen Selbstzweifeln an alten Wertlosigkeiten festzuhalten. Und ich habe an Kraft, Sichtbarkeit und Sprache gewonnen. Ich hatte mich so lange ins Andere gegeben – es ist eine Wohltat nach Hause zu kommen.

Wie es sich wohl lebt, wenn man sich nie die Frage stellen mußte: Wer bin ich? Und wozu bin ich hier?

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