Die Tageszeitung enthüllt: Jedes 4. Weihnachtsgeschenk wird in diesem Jahr über Schulden finanziert. Beim Schlendern über den Weihnachtsmarkt stelle ich fest, dass – direkt neben dem Glühweinstand – eine Bank schamlose Sofortkredite anbietet. Im kollektiven Wettlauf um den schönen Schein, auf der Flucht vor Wertlosigkeit, Scham und Schuld, boomt das Weihnachtsgeschäft.
Aus Angst unser Gesicht zu verlieren, verschenken wir einfach, was wir nicht haben und was uns nicht gehört, verschulden wir uns – und die Schuldgefühle wachsen. Ich bin fassungslos. Wir verschenken tatsächlich unsere Schuld zum Fest der Liebe, statt uns auf die Gesten der Liebe zu besinnen. Irgendwie haben wir den Zauber des Geben-und-Nehmens vergessen. So als gäbe es Liebe nur noch zum Schnäppchenpreis.
Was wäre, wenn Weihnachten wieder ein Fest der Dankbarkeit würde? Wenn wir mit individuellen und kreativen Zeichen das Geschenk würdigen würden, dass ein anderer Mensch in unserem Leben ist? Wenn wir in stiller Freude oder mit großem Jubel einander einfach mitteilen, wo wir uns gegenseitig im Grunde befruchtet haben…?
Die Liebe dürfte endlich wieder unbezahlbar werden… und wir hätten wahrhaftig einen Grund zu feiern.