Sie sagen über uns, wir seien die Generation der Erben. Niemals zuvor wurde so viel vererbt wie heute. Wir denken dabei an den Segen eines unverdienten Vermögens, wir hoffen vielleicht auf eine finanzielle Entschädigung für vergessene Anerkennung. Wir bedenken nicht, dass wir immer auch die gesamte Lebensgeschichte unserer Eltern erben – mit ihren Stärken, Schwächen und ungelebten Möglichkeiten.
In der Illusion, dass das, was ignoriert wird, nicht wirkt, haben unsere Eltern die Schatten ihrer Vergangenheit in die Herzen der nächsten Generation verschoben. In der fatalen Hoffnung auf Vergessen (aus Liebe) vererben sie ihre Angst- und Schuldgefühle, ihre Tabus und faulen Kompromisse. Dabei heißt Lieben: die Angst vor der Wahrheit verlieren, aus Fehlern lernen – ganz gleich ob es deiner, meiner, ihrer oder unserer war – und menschliches Versagen in Mitgefühl zu wandeln.
Durch Ignoranz gegenüber unseren Gefühlen sind wir eine Generation ohne Zukunft geworden. Wenn wir bereit sind, das ungelebte Erbe unserer Eltern anzutreten, können wir vielleicht ihre unerledigten Geschichten in unserem eigenen Lieben erlösen. Und dann – mit ihnen im Rücken – einen Weg in eine mitmenschliche Zukunft finden.