Ich habe mich Ende Mai entschieden, einen Tag in der Woche in meinem Kalender zu markieren: hier gibt es keine Termine, keine Aufgaben. Dieser Tag ist ein Tag, den ich ganz der Zeit schenke. An diesem Tag geschieht nichts nach Plan. Ich folge meinen Impulsen und der Spur der Lust… Für eine Frau wie mich, die sich durch das unentwegte Funktionieren einen Platz in der Welt gesichert hat, ist das ein Quantum Sprung.
Warum diese Wahl? Ich weiss, dass bestimmte Einsichten, Ideen und Inspiration nur im Seinsfeld der Zeit auftauchen können. Ich spüre, dass die eigene intuitive Spur aus einem Raum von Nicht-Einmischung entspringt. Jedes Müssen und Sollen ist wie eine Gegen-Gift für diesen Aspekt meines Lebens. Ich glaube, die Sehnsucht wächst, mich pur zu leben – unabhängig von eingespielten und sicheren Abläufen.
Ich erlebe mit dieser Entscheidung ein unsagbares Glück in den Zwischen-Räumen der Zeit. Ich erfahre, dass manche Gaben nur die Zeit bringt. Freundschaft – zum Beispiel – gedeiht nur im Reich der geteilten Zeit. Beziehung und Partnerschaft gelingen organisch und leicht, wenn wir genügend Zeit mit einander verbringen.
Es braucht wohl eine erschütternde Erfahrung der Vergänglichkeit, um die Zeit, die wir mit einem Menschen teilen, wirklich würdigen und schätzen zu können. Erst dann bin ich im Augenblick angekommen.
Ich danke meinem Vater für diese Erfahrung der Vergänglichkeit – und für die Kraft seines Herzens.