Die Bücherdiebin

Solange ich denken kann, habe ich immer wieder in Worten nach der Kraft zum Leben gesucht. Im Laufe der Zeit hat es viele Bücher gegeben, die mir unter die Haut gingen und mich zutiefst bewegt haben. Auf meiner Liste der lebendigen Bücher ist Die Bücherdiebin von Markus Zusak wohl das außergewöhnlichste.

Kein Wunder – schließlich wird diese Geschichte vom Tod selber erzählt. Einem zerbrechlichen Tod, der das Sterben eines Menschen als einzigartiges Spiel von Farben erlebt, der sich von jedem Leben anrühren lässt, bis er es schließlich zärtlich in die Arme nimmt.

Markus Zusak erzählt hier (in Anlehnung an das Leben seiner Mutter) die Geschichte eines Mädchens, das 1933 in einem kleinen Nachbardorf von Dachau in einer Pflegefamilie abgegeben wird. Sie wird zur Bücherdiebin, um durch die Kraft der Worte mit dem Tod – und ihrem Überleben – fertig zu werden.

Über viele Seiten hinweg sind mir die Tränen in großen Flüssen über die Wangen gelaufen. Dann wieder mußte ich lauthals lachen, und manchmal ist mein Herz fast vor Glück geplatzt. Es ist unglaublich, mit wie viel Humor, Leichtigkeit und Tiefsinn der Tod hier das Leben beschreibt. Jedes Kaptiel, jede Seite, jedes Wort beschreibt seine Liebe zum Leben…

Dieses Buch lege ich Ihnen ans Herz. Wenn Sie sich nicht wehren, wird es auch Sie verwandeln.

Der Weg der Liebe oder der Weg des Friedens?

In seinem Buch ‚The Valkyris’ stellt Paulo Coelho fest: Irgendwann müssen wir alle wählen – zwischen dem Weg des Friedens oder dem Weg der Liebe.

Der Frieden nimmt immer den inneren Konflikt, die Anpassung und das Unabdingbar in Kauf, um friedliche Beziehungen – zu jedem Preis – zu gewährleisten. Hier läuft das Chamäleon zu Hochformen auf, hier findet es seine eigentliche Bestimmung. Hier hat die Flexibilität gewonnen und führt uns in eine lassende Weise der Hingabe.

Die Liebe aber ist niemals vorbehaltlos friedlich. Sie mutet sich ganz zu. Sie bekämpft alles, was trennt. Sie spricht Wahrheit, auch wenn sie unangenehm ist. Sie scheut keine Auseinandersetzungen und Konflikte. Sie durchschlägt – notfalls auch mit dem Schwert – das Dickicht aus Ignoranz, Lügen und Selbstbetrug. Sie fordert uns auf, uns aus Leidenschaft ganz zuzumuten, aus Liebe um etwas zu kämpfen, aus Liebe wütend zu werden, mich ganz zu zeigen und zu geben. Sie drischt uns, sie mahlt uns, sie bringt uns dazu, aus Liebe zu einem anderen Menschen zu wachsen.

Hier hat die Konsequenz des Herzens gewonnen. Hier führt die Liebe in die richtungsgebende Kraft der Hingabe… Und der Frieden beginnt in mir.

Auf einmal weiß ich: Manchmal hat allein die unbedingte emotionale Beziehungskraft die notwendige und wandlungsfähige Information (Changing Information), um uns an unsere verdeckten Möglichkeiten zu erinnern. In dieser Energie verbinden sich Frieden und Liebe – endlich – als fundamentale Kräfte der Hingabe.

Jetzt fehlt nur noch mein Mut zum vorbehaltlosen Ausdruck. Doch warum zögern, wenn alles so wohlwollend gemeint ist?