Medizin und die Logik der Gefühle

Ich habe gerade herausgefunden, dass es das Aktionsbündnis Patientensicherheit e.v. (APS) bereits seit 2005 gibt. Ich war total begeistert, dass sich in unserem Gesundheitssystem endlich etwas in die richtige Richtung bewegt. Doch schon heute – zwei Tage nach der Meldung – spüre ich, dass die Information in der Öffentlichkeit schon wieder versickert ist. Selbst im Netz hat keiner der vielen Gesundheitsblogs die Nachricht aufgegriffen…

Die Erkenntnis, dass auch Ärzte Fehler machen, löst wohl in jedem von uns existenzielle Ängste aus. In der Medizin geht es schließlich um unseren Körper. So blenden wir die schlechten Nachrichten lieber aus und halten uns an einem Strohhalm der Hoffnung fest – weil wir den Ärzten vertrauen müssen, wenn es um unser Leben geht.

Als mein Vater vor 2 Jahren seine Herz-Operation hatte, habe ich am eigenen Leib gespürt, wie groß meine Misstrauen gegenüber Ärzten und Krankenhäusern ist. Ich habe erlebt, dass niemand im Rahmen der OP-Vorbereitung auf die Angst eingegangen ist, die mein Vater, mein Mutter, ich und meine Geschwister hatten. Es gab – und das auch erst nach hartnäckigem Nachfragen – sachliche Informationen, aber keine Emotionen.

Durch den Verzicht auf Mitmenschlichkeit und die Ausgrenzung der Gefühle entsteht für mich die größte Fehlerquelle. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir ohne Mitgefühl von Grund auf gesund werden können… Eine Medizin, die nicht um die Logik der Gefühle weiß, kann nur herzlos und fehlerhaft werden.

Ich danke Dr. Matthias Schrappe (Vorstand der APS), Dr. Jörg-Dietrich Hoppe (Vorsitzender der deutschen Ärztekammer) und Ulla Schmidt (Bundesministerin für Gesundheit), die sich für eine neue Fehlerkultur im deutschen Gesundheitssystem einsetzen.

Vielleicht folgen diesem Beispiel ja irgendwann – aller Ignoranz zum Trotz – die Verantwortlichen für Familie, Bildung, Finanzen und Umwelt.
Ich gebe die Hoffnung nicht auf..

Konstruktiver Umgang mit Fehlern

Vorgestern – 19.30 Uhr – ich schaue Nachrichten.

Ich traue meinen Ohren nicht, Ärzte berichten öffentlich über ihre Fehler, die sie im Laufe ihrer Berufspraxis gemacht haben. 17 Ärzte und Krankenschwestern haben sich zusammen getan und ihre Fehler in einer Broschüre dokumentiert. Ihr Anliegen: die Möglichkeit zu schaffen, aus Fehler zu lernen und damit die Qualität und Sicherheit im Gesundheitsweaen zu verbessern.
Zum Beispiel die Pharmaindustrie – manche Medikamente sind sehr ähnlich verpackt und beschriftet. Im Klinikalltag muss es oft schnell gehen, da wäre deutliche Kennzeichnung eine große Hilfe. Dazu kommen die vielen Überstunden, die das Krankenhauspersonal aus Kostengründen leisten müssen. Viele Fehler wären bestimmt vermeidbar, hätten Ärzte mehr Zeit, mit den Patienten zu sprechen, Fragen zu stellen und vor allen Dingen zuzuhören. Außerdem geschehen deutlich weniger Fehler, wenn ich Dinge in Ruhe zu Ende bringen kann und genug Zeit habe mich mit Kollegen auszutauschen. Ganz zu schweigen von den vielen Kollegen, die aus den gemachten Fehlern anderer lernen können. Dann muss vielleicht ein Fehler nicht so oft wiederholt werden.

Es ist oft fatal, wenn Ärzte Fehler machen. Menschen können Zeit ihres Lebens mit den Folgen zu tun haben. Heilungsprozesse können sich extrem verzögern – was wieder neue Kosten verursacht, oder der schlimmste Fall, Menschen müssen ihr Leben lassen.

Ich finde es sehr mutig, sich öffentlich zu seinen Fehler zu bekennen. Gerade für die Ärzte ist es nicht leicht, wo sie doch gerne zu weißen Göttern gemacht werden. Jetzt ist ein Anfang gemacht.

Scheinbar wird mein Traum von einer Fehlerkultur in Deutschland doch noch wahr. Ich hatte schon nicht mehr daran geglaubt.

Den eigenen Rhythmus entdecken

In dem noch jungen Daimler Blog schreibt Mario Jung über seine Arbeit in der Dauernachtschicht bei Daimler. Er hat gewählt, nur nachts zu arbeiten, morgens um 6 wieder nach Hause zu kommen, bis 14 Uhr zu schlafen und dann den Tag zu genießen, bis er abends gegen 10 wieder zur Arbeit geht.

Meine Schwester Astrid und ihr Mann haben die gleiche Wahl getroffen. Früher kam Thomas erst gegen 18 nach Hause. Kurze Zeit später mussten die Kinder schon ins Bett. Heute hat er den ganzen Nachmittag und Abend Zeit für seine Familie Zeit. Diese familienfreundliche Arbeitszeit genießen inzwischen alle. Und Thomas bleibt der permanente Übergang in eine andere Schicht erspart, der für seinen Körper sehr anstrengend war.

Es ist gut, wenn wir unseren Arbeitsrhythmus selber wählen können.

Arbeiter und Angestellter haben nur selten diese Möglichkeit. Doch wer als Selbständiger arbeitet, muss seinen eigenen Rhythmus finden, weil er jeden Tag über seine Zeit selber entscheidet. Das ist nicht einfach.

Auf dem Weg zu meinem Rhythmus bin ich als erstes meinen Ansprüchen begegnet und dann meinen Schuldgefühlen. Ich habe entdeckt, wie oft ich in meinem Leben auf Körperimpulse, emotionale Bedürfnisse, Wünsche und Träume verzichtet habe… Ich habe viel ausprobiert, um herauszufinden, was mir gut tut. Eine richtig gute Idee war dabei meine Einführung der Gelben Tage. Sie haben mir gezeigt, dass meine Kraft Rhythmus braucht.

Heute weiß ich, dass ich den rhythmischen Wechsel zwischen den effektiven, kreativen und regenerativen Zeiten meines Lebens brauche. Erst der Rhythmuswechsel ermöglicht mir, leicht und mühelos zu arbeiten, die Begegnung mit Anderen zu genießen und mich körperlich zu entspannen.

Was ist dein Rhythmus? Und zwischen welchen Polen wächst deine Kraft?

Die Klassenfahrt: Das Wir gewinnt

Auf einer Geburtstagsfeier treffen Birgit-Rita und ich eine Freundin. Elke ist Lehrerin an einer Gesamtschule und ist gerade von einer 1-wöchigen Klassenfahrt mit elf- bis dreizehn-jährigen Schülern zurück. Wir sind neugierig – und Elke erzählt:

An ihrer Schule werden inzwischen Klassenlehrer-Duos eingesetzt. Damit lag die Gestaltung der Klassenfahrt bei ihr und ihrer Team-Partnerin. Die beiden wollten den Schülern mit dieser gemeinschaftlichen Erfahrung vermitteln, dass sich Selbstvertrauen in der Auseinandersetzung mit der Welt entwickelt und dass es Spaß macht, innerhalb einer Gemeinschaft Verantwortung zu übernehmen.

So haben sie sich für eine Haus mit Selbstversorgung entschieden. Die Kinder waren für die Essensplanung, den Einkauf, das Kochen und Abwaschen zuständig. Die Kinder wurden in Kleinfamilien aufgeteilt, die jeweils ein eigenes Haus bewohnten. Jedes Haus hatte eine bestimmte Verantwortungen für das gemeinsame Miteinander. Die einen waren für das Geld zuständig, andere für den Einkauf oder das Kochen. Jeder war wichtig… Sie haben mit den Kindern Ausflüge in die Umgebung unternommen und gemeinsam an einem Outdoor-Training teilgenommen.

Elke erzählt mit glänzenden Augen über ihre ungewöhnlichen Erfahrungen. Gerade die schwierigen Schüler haben sich am meisten für das gemeinsame Wohlergehen engagiert. Viele Konflikte ließen sich gemeinsam lösen, weil alle ihren Beitrag leisten wollten. Ein Diebstahl wurde von allen betroffenen Seiten verantwortet und damit zu einer Lernerfahrung für alle.

Wie begeistert Kinder soziale Verantwortung übernehmen, wenn sie spüren, dass sie wichtig sind…
Wie leicht ihnen das Lernen fällt, wenn sie erleben, dass das Gelernte für die Gemeinschaft von praktischer Bedeutung ist…

Immer mehr Kinder können Wissen nur im Kontext eines sinnvollen Zusammenhangs lernen. Sie lernen gerne und leicht, wenn sie mitmenschliches Wohlwollen erleben und um die praktische Relevanz des Gelernten wissen. Damit fordern sie uns heraus, für sie und uns einen Lern-Weg in die Zukunft zu entwerfen, der praktisch, sinnvoll und herzvoll ist – oder keine Weg sein wird.

Wann und wie lernen Sie eigentlich leicht und gerne?

Leadership matters

Manchmal schaue ich morgens im Netz bei www.TED.com vorbei. Diese Organisation führt seit 1984 regelmäßig Konferenz durch, auf der Menschen inspirierende Wege für unser Zukunft präsentieren und austauschen.

Heute hat mich ein Vortrag von Patrick Awuah inspiriert. Patrick Awuah hat in Ghana die Ashesi-Universität gegründet, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, eine neue Generation von Führungskräften so auszubilden, dass sie in der Lage sind, kreative Lösungen für die großen Probleme Afrikas zu entwickeln. Er ist ein großer Visionär mit viel Bescheidenheit. Wenn ich ihm zuhöre, kann ich spüren, welche Bodenständigkeit, Körperintelligenz und Herzenskraft Afrika in unserer Welt repräsentiert.

Er beschreibt in seinem Vortrag, dass Afrika an einem Punkt seiner Entwicklung angekommen ist, wo durch eine einzige Generation der Quantensprung in eine ethische Gesellschaft vollzogen werden kann – wenn die jungen Führungskräfte nur ein gute Ausbildung in ethischer Verantwortung und Integrität bekommen – Leadership matters. Ich weiß auf einmal: Wenn dieser Kontinent einen guten Weg findet, gewinnen wir alle etwas dazu.

Durch seine Liebe zu Afrika wird meinen Vision zu einem leidenschaftlichen Anliegen: Daran mitzuwirken, dass in Europa eine Generation von Führungskräften heranwächst, die in emotionaler Selbstführung, Mitmenschlichkeit und Integrität ausgebildet worden ist.

Nur durch Mitmenschlichkeit in der Führung können wir gemeinsam Lösungen entwickeln, die einerseits individuell angemessen und andererseits global wirksam sind.

Hast du auch einen Traum von Führung?