Mein 17-jähriger Neffe freut sich auf jedes Wochenende – weil er dann Party machen kann. Dazu treffen sich die Jugendlichen, bauen eine Musikanlage auf, legen Musik ein und tanzen. Stundenlang. Nicht selten treffen sich die Jungen alleine und tanzen miteinander. Ich weiß noch, wie scheu und schüchtern ich – und die meisten aus meiner Generation – beim Tanzen waren. Tanzen war für uns eine echte Mutprobe. Junge Männer, die einfach zusammen getanzt haben, GAB ES NICHT!
Vor ein paar Tage sitzen wir mit Freunden zusammen und ein Paar erzählt, dass ihre Töchter jedes Wochenende zum Feiern gehen. Und das ohne Grund, betont der Vater fast schockiert. Ein Wochenende ohne Party sei für sie ein vertanes Wochenende. Musik und Tanzen gehören selbstverständlich dazu. Es gibt keinen Anlass, keinen Grund – sie feiern einfach. Lebensfreude beginnt für sie, wenn sie sich miteinander bewegen.
Lebensfreude ohne Grund kann sich meine Generation kaum vorstellen. Viele Eltern denken dabei an Alkohol und Drogen, an Orgien und Exzesse. Nun ja, unsere Generation hat im Augenblick auch nicht so viel zu lachen. Wir sind mit dem konfrontiert, was wir jahrzehntelang nicht bedacht haben – sowohl persönlich wie gesellschaftlich. Vielleicht geht es für uns gerade weniger ums Feiern als ums Aufwachen…
Was für ein Segen, das die Jungen derweil die Freude am Leben nicht vergessen – oder?