Tibet 9: Der Teppichkauf

Von Lhasa führt unsere Reise zurück nach Kathmandu. Vor unserem Abflug haben wir 3 Tage, um Kathmundu zu erkunden, das beste Hotel der Stadt zu genießen und natürlich – zu shoppen. Carola weiß was sie will – einen Seidenteppich. Wulf gibt uns noch eine Einführung in die Kunst des nepalesischen Handelns – und dann machen wir beide uns auf den Weg in die Altstadt von Kathmandu.

Wir landen in einem Geschäft, das bis unter die Decke mit Teppichen voll ist. Wir werden vom Besitzer über schmale Stiegen bis hinauf ins 3. Stock geführt und lassen uns dort auf einem Berg von Teppichen nieder. Er beginnt ein Gespräch – über den Kailash, über Nepal, über die Kunst des Teppichknüpfens… Währenddessen beginnt sein Partner vor uns Teppiche auszubreiten und herauszufinden, was wir mögen und was uns nicht gefällt. Bald hat er ein sicheres Gefühl für unsere Vorlieben. Jeder Teppich, den wir nun zu sehen bekommen, ist wunderbar – ein Genuss für Augen, Füße und Hände…

Und plötzlich verschwindet für mich die Zeit… Ich bin vollkommen eingetaucht in die Welt eines Teppichhandels… Ich genieße jeden Augenblick. Kaufen und Verkaufen sind eine Form der Begegnung. Der Handeln um den Preis ist die Grundlage für den Beziehungstanz zwischen Händler und Käufer.

Eine Stunde später haben wir einen Teppich gekauft und alle sind glücklich. Als der Teppichverkäufer den Handel mit einem Handschlag besiegelt, sagt er: ‚Das war ein gutes Geschäft, denn wir teilen unsere Freude‘. Er erzählt davon, wie oft er Teppiche an Ausländer verkauft, die zwar den Preis herunterhandeln wollen, aber ihr Glück nicht kennen. Am Ende haben sie ein Schnäppchen gemacht, sind aber nicht glücklicher als vorher. Dann hat niemand eine gutes Geschäft gemacht.

Plötzlich fällt mir auf, wie oft wir etwas kaufen und verkaufen ohne das wir darüber glücklich sind… wie oft wir uns bei einem Handel am Ende doch übers Ohr gehauen fühlen… Unter einem sogenannten ‚guten Geschäft‘ wird in Deutschland oftmals verstanden, dass der Andere der Dumme ist. Mit dem Teilen von Freude hat das nichts zu tun..

An diesem Nachmittag habe ich gelernt:
Jedes gute Geschäft beinhaltet das Gleichgewicht von Geben und Nehmen.
Und ein gutes Geschäft erkennt man daran, dass wir gemeinsam unsere Freude teilen.

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